Günther Fielmann im Abendblatt über die aktuelle Geschäftsentwicklung und das Problem, weibliche Top-Führungskräfte zu finden.

Hamburg. Die Optikerkette Fielmann profitiert davon, dass die Deutschen immer älter werden und deshalb immer mehr Sehhilfen brauchen. Der deutsche Branchenführer hat im vergangenen Jahr Umsatz, Gewinn und die Mitarbeiterzahl gesteigert. Auch die ersten Wochen des neuen Jahres stimmten das Unternehmen zuversichtlich. Fielmann will seine Expansion vorantreiben und seine Marktposition weiter ausbauen. Mit 6,5 Millionen verkauft der Optiker schon jetzt fast jede zweite Brille hierzulande. Vor allem der Trend zu teuren Gleitsichtgläsern zahlte sich im abgelaufenen Jahr für die Hamburger aus.

Auch die Aktionäre sollen von dem Erfolg profitieren. Die Dividende wird von zwei auf 2,40 Euro erhöht. Trends bei Brillen sind Butterfly-Formen aus Kunststoff, die an Schmetterlinge erinnern, Panto-Brillen, die eine rundliche, oben etwas abgeflachte Form haben und Pilotenbrillen als Sonnenschutz.

Das Abendblatt sprach mit Günther Fielmann, Firmengründer und Vorstandschef, über Standorte, Brillen, Biolandwirtschaft, seinen Sohn Marc und Frauen im Management

Abendblatt:

Herr Fielmann, Sie haben im vergangenen Jahr elf weitere Niederlassungen eröffnet. Angepeilt waren 20. Was ist schiefgelaufen?

Günther Fielmann:

Wir konnten leider nicht alle gewünschten Ladenlokale bekommen. Unsere Vorstellungen sind schon sehr dezidiert, aber gute Lagen sind auch von anderen Unternehmen gefragt. Für dieses Jahr planen wir 15 Neueröffnungen und schaffen damit 300 Arbeitsplätze zusätzlich. Unsere Mitarbeiterzahl wird erstmals die Grenze von 14 000 überschreiten.

Welche Pläne haben Sie in Hamburg?

Fielmann:

In der Hansestadt wird es zwar keine Neueröffnungen geben, da wir in Hamburg gut vertreten sind. Aber wir müssen in bestehenden Geschäften weitere Flächen schaffen. Selbst unsere größte Hamburger Filiale an der Mönckebergstraße ist inzwischen wegen der guten Nachfrage durch die Kunden zu klein geworden. Gerade haben wir dort fünf zusätzliche Augenprüfräume geschaffen.

Neben Brillen, Gleitsichtgläsern und Kontaktlinsen wollen Sie künftig auch den Verkauf von Hörgeräten forcieren. Was erwarten Sie sich davon?

Fielmann:

Der Bereich Hörgeräte ist ein Wachstumsmarkt, da die Bevölkerung in Deutschland immer älter wird. Allein unsere Kunden haben einen jährlichen Bedarf von 60 000 Hörgeräten, die komfortabel und bezahlbar sein sollen. Übrigens bieten auch andere Optiker diese Produktsparte an.

Sie sind auch Ökolandwirt, wollten Ihre Bioprodukte nach früheren Aussagen professioneller vermarkten. Wann wird es eine Biohandelskette unter dem Namen Fielmann geben?

Fielmann:

Stimmt, das würde ich gern, aber dazu bräuchte ich die richtigen Mitarbeiter. Die zu finden, ist nicht einfach. Ich betreibe ja im Wesentlichen Ackerbau. Mein Getreide verkaufe ich unter der Marke Hof Lütjensee an die Bäckerei Knaack. Das Rind- und Schweinefleisch wird unter dem Siegel Bioland vertrieben und auch im Hofladen verkauft. Die Brillenschafe, die ich züchte, liefere ich teilweise nach Österreich zurück oder verkaufe das Fleisch über Hof Lütjensee.

Also werden keine zusätzlichen Geschäfte eröffnet?

Fielmann:

Vielleicht später einmal. Wir erzielen derzeit zwar weniger als fünf Millionen Euro Umsatz im ökologischen Bereich, aber es stimmt, die Nachfrage nach mehr Läden wäre da. Allein in meinem Hofladen in Lütjensee haben sich die Erlöse inzwischen verdreifacht.

Themenwechsel: Warum sucht man im Vorstand der Fielmann AG vergeblich nach einer Frau?

Fielmann:

Ich hätte gerne eine Frau in meinem Vorstand. Wir suchen ja immer nur in bestimmten Zyklen. Und dann beauftragen wir damit Headhunter. Und die wählen nach Qualifikation aus und nicht nach Geschlecht. Immerhin haben wir mehrere Frauen im Aufsichtsrat.

Diese werden bestimmt - wie bei so vielen anderen Unternehmen - ausschließlich von der Gewerkschaftsseite gestellt.

Fielmann:

Nein, Marie-Christine Ostermann, die Bundesvorsitzende des Verbandes Die Jungen Unternehmer - BJU, sitzt in unserem Kontrollgremium auf der Arbeitgeberseite. Sie sehen, ich habe nichts gegen Frauen in Führungspositionen.

Dann müssten Sie doch auch eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote befürworten.

Fielmann:

Ich möchte keine Quotenfrau, sondern eine gute Frau im Spitzenmanagement.

Wann übernimmt Ihr Sohn Marc David Günther das Ruder bei Fielmann?

Fielmann:

Dieses Jahr wird er seinen Bachelor an der School of Economics und Political Science in London ablegen. Danach folgen noch einige Praktika, und im kommenden Jahr hoffe ich, dass er bei Fielmann einsteigt.

Sie werden dann 72 Jahre alt sein. Denken Sie schon an einen Rückzug aus dem Vorstand?

Fielmann:

Nein, ich werde bleiben. Mein Sohn und ich arbeiten sehr gut zusammen.