Wie Wahl-Verwandtschaften die Karrieren von Britta Ernst und Aydan Özoguz blockieren

Hamburg. Die Verliererin der Wahl? Die CDU, klar. Und Britta Ernst, wahrscheinlich. Dabei hat die SPD-Politikerin, die heute 50 Jahre alt wird, alles richtig gemacht. Sie ist nur mit dem falschen Mann verheiratet. Karrieretechnisch.

Denn dass der künftige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz seine Ehefrau zur Schulsenatorin macht, gilt als ausgeschlossen. Dabei wäre die Sozialökonomin Britta Ernst fachlich sicherlich die erste Wahl: Seit 33 Jahren in der Partei, seit 1997 in der Bürgerschaft, Parlamentarische Geschäftsführerin und frühere schulpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Und nu?

Olaf Scholz hat bisher auf die Frage nach der Rolle seiner Frau in der neuen Regierung mantraesk geschwurbelt, er werde die "Ordre public", die allgemeinen Werte, beachten. Heißt im Klartext: "Nein, sie wird nix." Zu hoch das Risiko, dass das private Bündnis irgendwann zur Polit-Affäre werden könnte.

"Es ist zwar nirgends festgeschrieben, dass Privates von Beruflichem getrennt werden muss", sagt die Hamburger Benimmtrainerin Marion Hackl, "aber es gilt als vorbildlich, sich daran zu halten." Alles andere wirke schnell "moralisch nicht einwandfrei". Nach dem Motto: Wir sind ja nicht bei Honeckers in der DDR, wo Margot als Ministerin unter Erich diente.

Und noch eine sozialdemokratische Wahl-Verwandtschaft gibt es, bei der einer ambitionierten Politikerin der eigene Mann im Weg steht: Aydan Özoguz, von Olaf Scholz einst als Talent in die Politik geholt, wird kaum Sozialsenatorin werden dürfen. Schließlich ist ihr Ehemann Michael Neumann, bisher SPD-Fraktionschef, so gut wie gesetzt als neuer Innensenator.

"Leider haben meist gut ausgebildete Frauen das Nachsehen, wenn Liebe und Laufbahn kollidieren", sagt die Karriereberaterin Svenja Hofert. Auch jenseits der Politik stünden viele Paare vor diesem Problem. Meist empfehle sie der betroffenen Frau, zu kündigen und einen "anderen Karriereweg" einzuschlagen. Dieser könnte Britta Ernst nach Bremen oder Kiel führen. In Schleswig-Holstein war sie schon 2009 in Ralf Stegners Kompetenzteam - nur verlor dieser die Wahl.

Doch wird auch von Männern erwartet, dass sie zugunsten ihrer Frauen zurückstecken? "Wohl nicht, das ist eine Ungerechtigkeit", sagt Karriereberaterin Hofert. Übrigens überall auf der Welt. Auch die ehrgeizige Hillary Clinton, die viele für mindestens so fähig wie ihren Bill halten, konnte erst nach Ende seiner Präsidentschaft selbst in der Politik Karriere machen.

Natürlich könnte Olaf Scholz ein Exempel statuieren und Britta Ernst wider Erwarten zur Bildungssenatorin benennen, sagt Svenja Hofert. "Es würde Britta Ernst aber so viel Energie kosten, gegen die Ressentiments der Bevölkerung und der Opposition anzukämpfen, dass sie sich am Ende aufreibt."

Die Frage "Wer mit wem?" bleibt also spannend - und das, obwohl gar keine Koalitionsverhandlungen anstehen.