Wer tritt die Nachfolge von Senator Reinhard Stuth an? Die Kandidatinnen kommen von außerhalb, sie heißen Pfeiffer-Poensgen, Völckers und Kisseler.

Hamburg. Mit der Frage, wer Kultursenator in Hamburg werden könnte, ist es ähnlich wie mit der Quote für Frauen in den Aufsichtsräten: Fängt man erst mal an zu suchen, findet man genügend fähige Kandidaten. Neben Dorothee Stapelfeldt, die als Wissenschaftssenatorin im Gespräch ist, gibt es allerdings in der Hamburger SPD keine Personen, die sich sichtbar für die Kultur interessiert und engagiert hätten. Wer in den kommenden vier Jahren Hamburgs Kulturpolitik gestaltet, kommt höchstwahrscheinlich von außerhalb und ist eine Frau. Die nächste Kultursenatorin könnte Isabel Pfeiffer-Poensgen, Hortensia Völckers oder Barbara Kisseler heißen.

Isabel Pfeiffer-Poensgen ist Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Hortensia Völckers künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes und Barbara Kisseler Chefin der Berliner Senatskanzlei. Alle drei Frauen können beeindruckende Lebensläufe vorweisen, haben verschiedene verantwortungsvolle Posten bekleidet und jede Menge Ideen, wie man attraktive, innovative Kulturpolitik gestalten sollte. Aber was unterscheidet diese Kandidatinnen?

Isabel Pfeiffer-Poensgen, Volljuristin aus Aachen, kennt Hamburg aus der Zeit, als sie persönliche Referentin in der Wissenschaftsbehörde war und Ende der 80er-Jahre zuständig für überregionale Forschungsförderung. Danach wurde sie Kanzlerin der Hochschule für Musik in Köln und war unter anderem Kulturdezernentin der Stadt Aachen. Die Kulturstiftung der Länder widmet sich seit 1988 der Bewahrung und Förderung der Kunst und Kultur in Deutschland. Dass Pfeiffer-Poensgen vieles über Hamburgs Kulturleben weiß, liegt wohl auch an ihrer Schwester, Irene Schulte-Hillen, die hier die Deutsche Stiftung Musikleben leitet.

Die 2002 gegründete Kulturstiftung des Bundes, der seit Anbeginn Hortensia Völckers vorsteht, fördert bundesweit internationale Kulturprojekte und beschäftigt sich hauptsächlich mit Gegenwartskultur. Direktorin Völckers, Kunsthistorikerin, studierte Tänzerin und Politologin, geboren in Buenos Aires, hat unter anderem die Münchner Tanzbiennale organisiert, war Referentin für Bildende Kunst beim Siemens-Art-Programm, Mitarbeiterin der Documenta X und Mitglied des Direktoriums der Wiener Festwochen. Sie möchte "kommende Generationen für unsere Kultur begeistern" und wünscht sich, "dass die klammen Kommunen finanziell besser ausgestattet werden und die Bürger stärker mitentscheiden können, was sie in der Kultur haben wollen und was nicht. Obwohl das riskant ist."

Barbara Kisseler schließlich, Germanistin und Theaterwissenschaftlerin, leitet seit knapp vier Jahren die Berliner Senatskanzlei und hätte, bei einem Wahlsieg von Frank-Walter Steinmeier, die nächste Kulturstaatsministerin werden wollen. In den Kulturämtern von Bonn, Düsseldorf und im niedersächsischen Kulturministerium hat sie jahrelang Erfahrungen gesammelt, die sie in dem Satz bündelt: "Die Kulturpolitik muss aus der defensiven Ecke kommen."

Kisselers Vorgänger, André Schmitz, der erfolgreich Berlins Kulturleben gestaltet und dessen Karriere in Hamburg begann, wäre auch ein geeigneter Hamburger Kultursenator. Aber es ist unwahrscheinlich, dass er Berlin verlässt. Ebenso unwahrscheinlich ist es wohl für Knut Nevermann, einst langjähriger Hamburger Kulturstaatsrat. Oder für Jürgen Flimm, der zwar alle Ecken und Falltüren des Hamburger Kulturlebens kennt, der aber gerne Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden bleibt. So jedenfalls scheint gewiss: alles neu für die Kulturbehörde.