Schlepper und Schuten sollen in Zukunft große Reklametafeln über die Elbe ziehen. Die Geschäftsidee stößt aber auch auf viel Protest.

Hamburg. Auf Bussen prangt sie, an Lastwagen-Anhängern, an Hauswänden sowieso: Große Reklameplakate sind in der Stadt allgegenwärtig - und bald auch im Hafen auf der Elbe. Der Hamburger Hafenunternehmer Robert M. Eckelmann will von April an mit Schleppern und Schuten große Werbetafeln auf der Elbe zwischen HafenCity und Blankenese hin und her schippern lassen. 40 mal vier Meter groß sind die schwimmenden Plakatwände.

"Es gibt bereits etliche Kunden", sagt Eckelmann, der die Idee für diese völlig neue Nutzung seiner Schuten von einem Trip in die Hafenstadt Shanghai mitgebracht hatte. "Man muss mit der Zeit gehen", sagt der findige Chef des traditionsreichen Unternehmens. "Port-Poster" nennt er seinen neuen Geschäftsbereich. Auch in Kiel, Bremen und anderen Hafenstädten will er bald mit der Wasserwerbung präsent sein.

Doch er stößt mit seinem Vorhaben schon jetzt auf starke Vorbehalte. Nachdem er bei der Stadt eine erste telefonische Anfrage gestellt hatte, sind dort nun gleich drei Behörden aufgeschreckt. Seit Donnerstag erörtern Wirtschafts-, Stadtentwicklungs- und Finanzbehörde, ob Schuten mit Plakatbühnen "zulässig und gewollt sind", bestätigt Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde dem Abendblatt. Schon jetzt sei jedoch absehbar, dass es "unterschiedliche Einschätzungen in den Behörden geben wird", so Meinecke. Will heißen: Die Idee stößt nicht gerade auf Begeisterung.

Auch nicht bei der Hamburg Tourismus GmbH. "Gäste und Hamburger lieben das authentische Hafenerlebnis", sagt Geschäftsführer Dietrich von Albedyll. Eine dauerhafte Werbefläche auf dem Wasser mit diesen Ausmaßen zerstöre die einmalige Atmosphäre und die Aufenthaltsqualität für alle Besucher des Hamburger Hafens.

Ebenso deutlich ist auch die Ablehnung von Markus Schreiber, dem Chef des Bezirksamts Mitte. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören die Landungsbrücken, von wo jährlich Millionen von Touristen und Hamburger die Hafenkulisse bestaunen. Ideale Zielgruppe für die neuen Eckelmann-Kunden also. Doch Schreiber pocht auf einen werbefreien Elbblick: "Das ist ein Akt von Verschandelung des Hafenbilds und muss von der Stadt verboten werden", fordert er.

Doch das ist offensichtlich gar nicht so einfach: Mit Anwälten hatte Eckelmann vorab geklärt, welche Hürden es für seine maritimen Werbefahrten geben könnte. Auf der Alster seien die Plakatschuten demnach zwar verboten, im Hafen aber nicht - was auch das Oberhafenamt bestätigt. Wenn Schuten und Schlepper sich an die Regeln hielten, keine anderen Schiffe behinderten, könne niemand solche Fahrten verwehren, heißt es bei der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA).

Das sieht auch Eckelmann so und vergleicht seine Geschäftsidee mit den Flugzeugen, die Werbebanner über Hamburg fliegen. Zudem seien seine Werbetafeln auch deutlich kleiner als jeder große Frachter, der mit Reederei-Schriftzug durch den Hafen fährt. "Das ist doch auch Werbung", so Eckelmann, der für die Werbe-Schuten Gebrauchsmusterschutz angemeldet hat. Kunden gebe es bereits aus der Konsumgüterbranche, vor allem aber auch von Kreuzfahrt-Reedereien. Zudem werden die Tafeln vor allem bei großen Veranstaltungen wie Hafengeburtstag oder Cruise Days zu sehen sein. 2000 Euro kostet es, wenn man damit einen Tag vom Wasser aus werben kann.

Und aus Sicht des Hafenunternehmers seien mobile Tafeln noch etwas anderes als feste Plakatstandorte - so wie an den großen Dockwänden von Blohm+Voss. Auch um diese potenzielle Werbefläche hatte es in Hamburg schon einmal Streit gegeben. Inzwischen ist dort nur noch Reklame mit einem "maritimen Bezug" erlaubt.

Vielleicht ist das eine Möglichkeit für Werbeunternehmer Eckelmann, den Kritikern entgegenzukommen. Werbeprofis beurteilen jedenfalls eine Art Dauerwerbesendung mit allen möglichen Botschaften auf der Elbe als eher "kontraproduktiv", wie Stefan Kolle, Chef der Werbeagentur Kolle Rebbe, sagt: "Ich glaube nicht, dass die Industrie solche Werbeflächen nachhaltig nutzen würde." Die Gefahr bestehe, dass die ständig hin und her schippernden Reklame-Container den Menschen auf die Nerven gingen. "Temporär aber mag so eine Werbeform funktionieren, gerade wenn Reklame mit Hamburg- oder Hafenbezug gezeigt wird."