Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Dagegen wird wohl keiner der privaten Konzertveranstalter klagen, die jetzt der Elbphilharmonie und der Stadt Hamburg juristisch an den Kragen wollen. Eine Woche lang standen Klubs und Theater rund um die Reeperbahn unter dem Zeichen finnischer Musik zwischen zart und schrill. Rantakala nannte sich das Festival, nach einem finnischen Wort für geselliges Essen von Selbstgefangenem am Strand. Den Großteil des Festival-Etats angelte sich die Elbphilharmonie anlässlich eines einzigen Sponsorendinners. Tiefgefrorener Köderfisch lieferte das Bildsymbol auf allen Plakaten und Broschüren. Und Ködern ist neben dem Ermöglichen schöner Konzerterlebnisse vorerst ja tatsächlich die Hauptaufgabe der Administration von Hamburgs unselig teurem Luftschloss der Musik.

Das Publikum für die Musikstadt in spe wächst bekanntlich nicht auf Bäumen. Nachwachsende Hörer wollen umworben und verführt und am besten in ihrem Kiez abgeholt werden. Genau das leisten solche Festivals wie Rantakala: unbekümmert um Genregrenzen und Rituale der vermeintlichen Hochkultur und doch ohne Kompromisse in der künstlerischen Qualität, schaffen sie einen Erlebnisraum Musik, der neben momentaner Begeisterung auch Neugier wecken könnte. Zum Beispiel auf das Angebot jener Veranstalter, die ohne Staatsknete wirtschaften müssen.