SPD kann in Hamburg allein regieren. CDU verliert fast die Hälfte ihrer Wähler. FDP wieder in der Bürgerschaft. Mehr als 23 700 Stimmen ungültig

Hamburg. Es ist ein historischer Erfolg für die SPD und ein Triumph für Olaf Scholz: Die Sozialdemokraten haben bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg mit 62 der 121 Sitze die absolute Mehrheit der Mandate geholt und stellen nach fast zehn Jahren in der Opposition wieder den Ersten Bürgermeister. Nach der Auszählung aller 1743 Hamburger Wahllokale kommt die SPD auf 48,3 Prozent der Stimmen. Das ist ein Plus von 14,1 Prozentpunkten gegenüber 2008. Die Partei hatte zuletzt 1991 mit Henning Voscherau die absolute Mehrheit geholt.

Die CDU verliert dagegen fast die Hälfte ihrer Wähler und stürzt von 42,6 auf 21,9 Prozent. Es ist das schlechteste CDU-Ergebnis bei einer Bürgerschaftswahl. Die GAL kann sich leicht von 9,6 auf 11,2 Prozent verbessern. Die Linke zieht mit 6,4 (2008: 6,5) Prozent in die Bürgerschaft. Die FDP schafft mit 6,6 Prozent nach sieben Jahren erstmals wieder den Sprung ins Parlament.

Wahlsieger Scholz blieb in der Stunde des großen Erfolgs bescheiden und gelassen: "Das ist eine große Herausforderung und Verantwortung, die man gar nicht ernst genug nehmen kann." Jetzt gelte es, den Vertrauensvorschuss der Wähler zu rechtfertigen. "Was ich vor der Wahl gesagt habe, gilt auch danach", sagte Scholz mit Blick auf seine Wahlversprechen wie die schrittweise Einführung des kostenlosen Kita-Besuchs. Spekulationen, er könne bald als SPD-Kanzlerkandidat gelten, erteilte Scholz eine Absage. "Meine Ambition ist Hamburg", sagte er.

Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) zeigte sich als fairer Verlierer: "Ich gratuliere Olaf Scholz zu seinem grandiosen Wahlsieg." Die CDU habe eine "schmerzliche, bittere Niederlage" erlitten. Der Bruch der schwarz-grünen Koalition durch die GAL habe Stimmen gekostet. Die CDU steht nach dem Wahldesaster vor einer Zerreißprobe. Bereits am Wahlabend mehrten sich die Stimmen aus der Partei, die einen personellen Neuanfang fordern. Ahlhaus kündigte an, sein Bürgerschaftsmandat annehmen zu wollen.

"Wir haben unser Wahlziel erreicht, weil wir ein Team sind und auf die richtigen Themen gesetzt haben", freute sich FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding. GAL-Spitzenkandidatin Anja Hajduk sprach von "gemischten Gefühlen", weil die Grünen das Wahlziel, eine absolute SPD-Mehrheit zu verhindern, verfehlt haben.

Die Wahlbeteiligung lag nach letzten Berechnungen mit 57 Prozent auf einem historischen Tief. Mehr als 23 700 (2008: 7712) Stimmen wurden als ungültig gewertet. Darin sind auch Zweifelsfälle enthalten.

SPD-Chef Sigmar Gabriel nannte den Sieg seiner Partei ein "historisches Ergebnis". Hamburg sei der Beleg dafür, was die SPD schaffen könne, wenn sie sich um den Alltag der Menschen kümmere. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe räumte die "schwere und ausgesprochen schmerzhafte Niederlage" seiner Partei ein. Er appellierte an die Hamburger SPD, die Erfolge der CDU-regierten Jahre "jetzt nicht aufs Spiel" zu setzen. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte zum Abschneiden seiner Partei, sie habe "zugelegt aus einer schwierigen Situation, in der der ehemalige Koalitionspartner dramatisch verloren hat".