HSV-Trainer Armin Veh und der Klubchef Bernd Hoffmann stehen vor dem Spiel am Sonnabend gegen Werder Bremen unter massivem Druck.

Zum Duz-Verhältnis hat es noch nicht gereicht. Auch im achten Monat ihrer Zusammenarbeit sind Bernd Hoffmann, Vorstandschef des HSV, und sein Trainer Armin Veh noch beim "Sie". Im Fußball führt häufig ein gemeinsames Erfolgserlebnis zur Duz-Freundschaft. Davon allerdings sind beide weiter entfernt denn je.

Nach dem 0:1 im Derby gegen den FC St. Pauli, dieser historischen Niederlage, steht für sie sogar ihre persönliche Zukunft auf dem Spiel. Eine Niederlage im Nord-Schlager am heutigen Sonnabend gegen Werder Bremen würde die Krise so weit verstärken, dass ein vorzeitiges Ende des Arbeitsverhältnisses mit Veh zumindest wahrscheinlich wäre. Und ob Bernd Hoffmann den siebten Trainerwechsel in seiner achtjährigen Ära als Vereinschef beruflich überleben würde, erscheint mehr als fraglich.

Das Gespann Hoffmann/Veh ist einmal mehr ein Beleg dafür, dass im Fußball eben doch nicht alles zusammenwächst, was zusammengehören sollte. Dabei schienen die Voraussetzungen doch gar nicht so schlecht. Hier Hoffmann, 48, der gewiefte Kaufmann, der dem Trainer dank eines kompromisslosen Wachstumskurses den teuersten Kader der Vereinsgeschichte spendieren konnte. Ein Alphatier, das schon mit Ende 20 beim Vermarkter Ufa Sports die Karriereleiter steil nach oben kletterte. Dort Veh, 50, der den VfB Stuttgart 2007 sensationell zur deutschen Meisterschaft führte. Einer, der sich auch in schwierigen Situationen immer stellt. Ein anerkannter Moderator und Motivator, der ein Team bei einem guten Lauf bis zum Gipfel führen kann. Eloquent, erfahren. Ein Segen nach seinem so verbissenen und sturen Vorgänger Bruno Labbadia.

Der Anführer und der Moderator - eigentlich eine ideale Kombination.

Inzwischen allerdings mehren sich die Zweifel - auch eine Folge von Fehlern ohne Not. So wollte Hoffmann, gewohnt aus seiner Zeit in der freien Wirtschaft, die Dinge selbst zu regeln, den Millionen-Deal mit dem Verkauf von Transferrechten an Investor Klaus-Michael Kühne in Eigenregie durchziehen. Zu spät erkannte er, wie sehr dies die Kern-DNA des HSV beschädigt - den Wunsch der Mitglieder nach der völligen Eigenständigkeit der Raute. Und obwohl sich Hoffmann dafür inzwischen glaubhaft entschuldigt hat, bleibt der Kühne-Deal für viele Fans ein Vertrauensbruch.

Auch Veh leistete sich einen kaum reparablen Patzer. In der Winterpause fragte er sich öffentlich, wie lange er sich diesen Job überhaupt noch antun müsse. So verständlich sein Frust war - schließlich hatte er sich zuvor wieder und wieder schützend vor sein Millionen-Ensemble gestellt, das dieses Vertrauen dann mit Minus-Leistungen zurückzahlte - so verheerend fiel das Echo aus. Mehrere Aufsichtsräte plädierten intern, Veh sofort zu feuern. Niemand brauche einen Trainer, der sich selbst infrage stelle. Im Vorstand gab es Planspiele, den hochqualifizierten Co-Trainer Michael Oennig zum neuen Chef zu befördern.

Und wie so oft in Krisenzeiten greift dann auch noch der Lehrsatz des Ex-Nationalspielers und Fußball-Philosophen Jürgen Wegmann: Wenn du kein Glück hast, kommt auch noch Pech dazu. Die Verpflichtung von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer scheiterte auf der Zielgeraden. Obwohl dies in erster Linie dem Zaudern Sammers zuzuschreiben ist, wird es doch auf den Kostenstellen Aufsichtsrat und Hoffmann verbucht. Dabei hatte der Vorstandschef über Wochen in mehreren Geheimtreffen den spektakulären Transfer perfekt vorbereitet. Dann sagte Sammer ab - und wieder heißt es allerorten, die Chefetage sei unfähig, einen hochrangigen Sportchef zu holen.

Statt von Sammers Strahlkraft zu profitieren, müssen sich Hoffmann und Veh nun weiter mit dem "Sportchef auf Abruf" Bastian Reinhardt herumquälen. Beide halten ihn längst für überfordert. Dennoch kann Hoffmann Reinhardt nicht einfach entlassen, dieses Recht hat laut Satzung nur der Aufsichtsrat. Also wird im Hintergrund weiter an der großen Lösung gewerkelt, während dem Verein die Zeit bei der notwendigen Neustrukturierung des überalterten Kaders davonläuft.

So bleibt Anführer Hoffmann und Moderator Veh nur die Hoffnung auf eine kurzfristige Besserung der sportlichen Lage - etwa durch einen Sieg über Bremen. Mehr als nur eine Atempause dürfte aber auch dieser ihnen nicht gewähren.