Der Vorstand kündigt überraschend der Taco-Tennisschule im Harvestehuder Tennis- und Hockeyclub. Die Mitglieder sind empört.

Winterhude. Der traditionsreiche Harvestehuder Tennis- und Hockeyclub (HTHC) feiert an diesem Sonnabend seinen 120. Geburtstag mit einem Ball im feinen Hotel Intercontinental. Doch dieses festliche Ereignis wird von einem heftigen Streit überschattet. Dieser ist entflammt, weil der Vorstand die Zusammenarbeit mit der Taco-Tennisschule gekündigt hat.

In einem von 59 Mitgliedern unterzeichneten Brief heißt es, "mit Unverständnis und Verärgerung nehmen wir als aktive oder passive Mitglieder des HTHC zur Kenntnis, was sich in diesen Tagen in unserem Club in der Zusammenarbeit mit unserer Tennisschule abspielt". Die meisten dieser 59 Mitglieder haben Kinder, die in der Tennisschule trainiert werden.

Aber warum hat der Vorstand der offensichtlich beliebten Tennisschule gekündigt? "Das vom Vorstand neu ausgearbeitete Konzept für den Tennisbereich machte die Kündigung der bestehenden Tennisschule erforderlich. Diese erfolgt frist- und formgerecht", sagt der zweite Vorsitzende Gerhard Ruschmeyer dem Abendblatt.

Doch das Vorgehen des Vorstandes stößt bei den Mitgliedern auf Kritik. Der ehemalige HTHC-Präsident Kay E. Sattelmair findet klare Worte: "Die Verantwortlichen im Vorstand haben mit dieser Kündigung keinen guten Stil bewiesen." Vor diesem Schritt hätte man Christian Onken, dem Inhaber der Taco-Tennisschule, die Möglichkeit geben müssen, auf mögliche Missstände bei seiner Arbeit zu reagieren und diese abzustellen. "Es hätte sich auch gehört, die Mitglieder nach ihrer Meinung zu fragen, bevor eine Kündigung ausgesprochen wird", sagt HTHC-Ehrenmitglied Sattelmair.

Dem stimmt auch Christine Petersen, deren Tochter in der Tennisschule trainiert, zu: "Die Mitglieder wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Eigentlich müsste es zum guten Ton gehören, dass die Mitglieder vor einer Kündigung der Tennisschule nach ihrer Zufriedenheit befragt werden", sagte Christine Petersen. Ihre Erfahrungen seien positiv gewesen.

Onken, der betroffene Chef der Taco-Tennisschule, sagt dem Abendblatt: "Die Kündigung kam für mich völlig überraschend, ich bin menschlich sehr enttäuscht. Es ist mir völlig unklar, warum der Vorstand nicht das Gespräch mit mir gesucht hat."

Seit 1985 war Onken beim HTHC angestellter Cheftrainer. Der Sportverein ist einer der bekanntesten in der Hansestadt und hat rund 2200 Mitglieder. Das Klubgelände liegt heute an der Barmbeker Straße. Seinen Ursprung hatte der Verein in Harvestehude.

Im Jahr 2008 gründete Christian Onken die Taco-Tennisschule und machte sich selbstständig. Bis zu 400 Kinder werden von ihm und seinem Team nach eigenen Angaben beim HTHC trainiert. Er selber habe sich nichts vorzuwerfen, sagt Onken: "Wir haben eine gute Arbeit geleistet und dem Verein hohe Einnahmen beschert."

Auch Mitglied Christopher Wigley, dessen zwei Töchter in Onkens Tennisschule trainiert werden, sagt: "Ich bin mit der Arbeit von Christian Onken und seinem Team sehr zufrieden. Deshalb kann ich auch die vom Vorstand ausgesprochene Kündigung nicht nachvollziehen."

Für die Kündigung nennt der zweite Vorsitzende Ruschmeyer folgenden Grund: Die Tennissparte wolle die Förderung von leistungsstarken und ambitionierten HTHC-Kindern stärken. Das sei leider mit dem bestehenden Trainingsmodell der Taco-Tennisschule nicht möglich gewesen.

Dass der Vorstand einen schlechten Stil bewiesen habe, weist Ruschmeyer zurück, räumt aber ein:"Wir standen bei der Entwicklung des Konzepts unter enormem Zeitdruck. Deshalb ist es bei der Einbeziehung der betroffenen Eltern, deren Kinder von der Taco-Tennisschule trainiert werden, zu Schwierigkeiten bei der Information und Kommunikation gekommen."

Eigentlich sollte am Sonntag die neue HTHC-Tennisschule im Klubhaus den Mitgliedern vorgestellt werden. Aber nun überschlagen sich die Ereignisse. Der erste Vorsitzende Cito Aufenacker sagt dem Abendblatt: "Die Vorstellung der neuen Tennisschule ist nun erst einmal nachrangig. Die Diskussionen der letzten Tage haben gezeigt, dass wir nun dringend gegenüber unseren Mitgliedern Aufklärungsarbeit leisten müssen." Die Kündigung der Tennisschule wird auch bei der Mitgliederversammlung im März Thema sein.