Die ganze Last, der gebündelte Stress der vergangenen Wochen - das alles wird wohl am 7. März um 15 Uhr von Willi Beiß, 61, abfallen. Mit der konstituierenden Sitzung der neu gewählten Hamburgischen Bürgerschaft kann sich endlich auch der Landeswahlleiter entspannen. Sein Werk ist dann fürs Erste vollbracht. Arbeitstage, die selten vor 22 Uhr enden, liegen dann hinter ihm. Das knietief im Dispo stehende Freizeitkonto des Juristen dürfte sich langsam wieder füllen.

An diesem Sonntag wird der Othmarschener aber noch mal alle Kraftreserven mobilisieren müssen: selbst wählen gehen, einige der 1284 Wahllokale besuchen, später im CCH die Ergebnisfindung begleiten und die erste Hochrechnung gegen 20 Uhr verkünden. So liest sich das straffe Programm. Ein vorläufiges Ergebnis erwartet Beiß wegen des neuen Wahlrechts kurz vor Mitternacht. Bis dahin haben 17 000 Wahlhelfer alle Hände voll zu zählen.

"Der Genauigkeit verpflichtet" fühlt sich Beiß, der gebürtige Essener. 1976 trat er in den Hamburger Staatsdienst ein, wirkt seit 2005 als Landeswahlleiter. Dass die Neuwahl seine Urlaubsplanung einmal mehr über den Haufen wirft - wie schon bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 und dem Schulreform-Volksentscheid 2010 -, nimmt er gelassen. "Man braucht schon Leidenschaft für den Job", sagt er. "Und Leidensfähigkeit."

Im August gehe es aber wirklich eine Woche nach Amrum. Mal durchatmen mit Frau Ingrid, die ihren Gatten in den vergangenen Wochen kaum zu Gesicht bekam. Zudem hofft der Mallorca-Fan, noch in diesem Jahr sein geliebtes Antratx wiederzusehen, um auch mal wieder etwas anderes lesen zu können als Wahlrechtskommentare. "Die Biografie von Berthold Beitz, dem ehemaligen Krupp-Generalbevollmächtigten, zum Beispiel."

Ohnehin mangelt es dem Landeswahlleiter nicht an Freizeitplänen. So wohnt Beiß nicht nur in Elbnähe, er fühlt sich generell zum Wasser hingezogen. "Den Bootsführerschein zu machen, steht schon seit Längerem auf meiner Liste", sagt er. Dafür bräuchte der Herr der Wahlen und Zahlen allerdings das, was er in jüngster Vergangenheit nicht hatte: Zeit.