SPD-Alleinregierung, Rot-Grün, Rot-Gelb, Schwarz-Rot oder doch lieber Jamaika? Hier steht, wo Sie stehen - und was Sie ankreuzen müssen

Hamburg. Wer mit wem? Das ist die drängende Frage vor und nach Wahlen. Bei der Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten bei dieser Hamburg-Wahl kann man da schnell durcheinanderkommen. Deshalb hat das Abendblatt in Zusammenarbeit mit Gregor Hackmack von der Internetplattform abgeordnetenwatch.de eine Wähler-Typologie für die fünf großen Parteien erstellt. Welchen politischen Standpunkt vertrete ich? Was sind meine Überzeugungen? Und mit welcher Koalition könnte ich mich anfreunden? Der Versuch einer Antwort für die gelbe Landesliste, die über die Sitzverteilung in der Bürgerschaft entscheidet:

CDU-Wähler

Sie wollen am Schulfrieden festhalten, die Elbvertiefung durchsetzen, mehr Polizei auf den Straßen, den Wohnungsbau forcieren und Studiengebühren? Unentschlossen sind Sie bei der Stadtbahn, bei Kita-Gebühren und der Kulturetat-Aufstockung? Glückwunsch, dann sind Sie die Hamburger CDU-Klientel! Laut Umfragen ist eine Regierungsbeteiligung für Sie nur möglich, wenn Sie entweder auf eine große rot-schwarze Koalition setzen - oder das Erbe von Ole von Beust in Form einer Jamaika-Koalition fortsetzen wollen. Grundsätzlich geben Sie alle Stimmen der CDU. Im Jamaika-Fall drei Stimmen der CDU und jeweils eine der GAL und der FDP. Falls eine Regierungsbeteiligung der CDU für Sie aussichtslos erscheint, sollten sie versuchen, einige Stimmen der FDP zu geben. Sofern erwartbare Koalitionsverhandlungen von Rot-Grün scheitern, wird damit vielleicht ein rot-gelbes Bündnis möglich. Und das ist Ihnen aus alter Verbundenheit zur FDP doch lieber als Rot-Grün, oder? Taktische Wähler erschweren die absolute Mehrheit der SPD, indem sie gegen ihre Überzeugung FDP und Linke über die Fünf-Prozent-Hürde helfen.

SPD-Wähler

Sie wollen keine Kita- und Studien-Gebühren, finden die Elbvertiefung wichtig, wollen mehr Polizisten auf den Straßen, mehr Geld für die Kultur und den Wohnungsbau? Die Stadtbahn lehnen Sie tendenziell ab, sind aber noch unentschlossen? Und der Schulfrieden ist für Sie zwar erst mal Gesetz, aber nicht in Stein gemeißelt? Herzlich willkommen bei der SPD. Aus den Umfragen speist sich Ihre Hoffnung auf die Alleinregierung - Sie setzen alle Kreuze bei Rot. Wenn Sie das grüne Korrektiv in der möglichen SPD-Regierung wünschen, geben Sie zwei Stimmen der GAL. Sollten Sie sich wider Erwarten auf eine große Koalition mit der CDU einstellen können, müssen Sie vorrangig SPD, dann CDU und eventuell noch Linke wählen. Hauptsache nicht GAL oder FDP - die sind ja sozialdemokratische Lieblingspartner. Sofern Sie allerdings die FDP als Juniorpartner favorisieren, erhalten auch die Liberalen Stimmen von Ihnen. Gleiches gilt für den möglicherweise von Ihnen avisierten Partner Linke. Aber Obacht, das will Umfrage-Primus Olaf Scholz gar nicht.

Grünen-Wähler

Stadtbahn, mehr Wohnungen, mehr Kultur und die Abschaffung der Studien- und die Senkung der Kita-Gebühren sind für Sie neben dem Umweltschutz elementar wichtige Projekte? Den Schulfrieden, mehr Polizisten und eine Elbvertiefung halten Sie dagegen für verzichtbar? Dann ist das Wahllager der Grünen Ihr Lager. Für Sie gilt: Alle Stimmen den Grünen. Oder: Drei Kreuze bei Grün, eines bei der FDP und eines bei der Linken, in der Hoffnung, eine Alleinregierung der SPD verhindern zu können. Das wird voraussichtlich nur erreicht, wenn auch Linke und FDP in die Bürgerschaft gelangen.

FDP-Wähler

Sie finden eine tiefere Elbe, mehr Polizisten und weniger Kita-Gebühren super? Entbehrlich sind für Sie die Stadtbahn und die Rücknahme der Studiengebühren? Zu den Themen mehr Geld für Kultur, Schulfrieden und mehr Wohnungen haben Sie eine geteilte Meinung? Nach Auffassung der Hamburger FDP sind Sie ziemlich liberal. Natürlich sollten Sie in diesem Fall alle Stimmen der FDP geben, um die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Alle anderen Gedankenspiele sind vorerst nicht notwendig, laut Umfragen müssen Sie erst mal um die parlamentarische Daseinsberechtigung kämpfen. Für Koalitions- oder Oppositionsgedanken ist später noch genug Zeit, sofern Sie es in die Bürgerschaft schaffen.

Linke-Wähler

Auf Ihrer Agenda steht die Stärkung der Kultur, der soziale Wohnungsbau, die Abschaffung der Kita- und Studiengebühren und im Zweifel auch der Bau der Stadtbahn? Mit dem Schulfrieden und der Elbvertiefung können Sie dagegen gar nichts anfangen? Dann stehen Sie zumindest in Hamburg ganz links außen. Für Sie hat - wie auch für FDP-Wähler - Priorität, die eigene Partei ins Parlament zu bringen. Ergo machen Sie alle Kreuze bei der Linken. Bloß nicht aus Versehen CDU, SPD und FDP ankreuzen, die drei Spielverderber haben von vornherein eine Koalition mit der Linken ausgeschlossen. Außerdem sieht man sich ja unter Umständen auf den Oppositionsbänken wieder.

Wie-Immer-Wähler

Wer jetzt verwirrter ist als vorher, sollte laut Gregor Hackmack einfach althergebracht nach Überzeugung und ohne taktische Überlegungen wählen. "Kompromisse", sagt Hackmack, "wird es nach der Wahl noch genug geben." Er empfiehlt für die Personenwahl einen Blick auf www.abendblatt.de/kandidaten