Die Zeit der Entspannung bricht für Willi Beiß , 61, wohl erst am 7. März an. Mit der konstituierenden Sitzung der neu gewählten Hamburgischen Bürgerschaft dürfte auch beim Landeswahlleiter Ruhe einkehren. Arbeitstage, die selten vor 22 Uhr endeten, liegen dann hinter ihm. Das knietief im Dispo stehende Freizeitkonto des Juristen kann endlich ausgeglichen werden.

An diesem Sonntag wird der Othmarschener noch mal alle Kraftreserven mobilisieren müssen: selbst wählen gehen, einige der 1284 Wahllokale besuchen, später im CCH die Ergebnisfindung begleiten und die erste Hochrechnung gegen 20 Uhr verkünden. Ein vorläufiges Ergebnis erwartet Beiß wegen des neuen Wahlrechts kurz vor Mitternacht. Bis dahin haben 17 000 Wahlhelfer alle Hände voll zu zählen.

"Der Genauigkeit verpflichtet" fühlt sich der gebürtige Essener, seit 2005 trägt er Sorge für die Präzision der Stimmauszählung. Dass die Neuwahl seine Urlaubsplanung über den Haufen wirft - wie schon bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 und dem Schulreform-Volksentscheid 2010 -, nimmt er gelassen. "Man braucht Leidenschaft für den Job", sagt Beiß. "Und Leidensfähigkeit." Im August gehe es aber wirklich eine Woche nach Amrum. Mal durchatmen mit Frau Ingrid. Zudem hofft der Mallorca-Fan, sein geliebtes Andratx wiederzusehen, um etwas anderes lesen zu können als Wahlrechtskommentare. "Die Biografie von Berthold Beitz etwa." Dafür braucht der Herr der Wahlen nur eines: Zeit.