Liebe Hamburgerinnen, liebe Hamburger!

Wie kann man denn bloß freiwillig die Südsee - das Paradies! - verlassen? Diese Frage stellt ihr mir oft. Meine Antwort: So ganz freiwillig bin ich aus meiner Heimat nun nicht weggegangen.

Aber der Reihe nach: 1991 bin ich das erste Mal nach Hamburg gekommen, nachdem ich zuvor schon längere Zeit auf Hawaii und in Neuseeland gelebt hatte. Damals trat ich in Steilshoop eine Stelle als Au-pair-Mädchen an. Und glaubt mir: Steilshoop im Winter - ich hatte nicht gerade die allerbesten Startbedingungen für ein neues Leben nach Palmen, Strand und Dauersonne ...

Doch Palmen, Strand und Dauersonne können auf lange Sicht nicht nur langweilig werden. Diese Inbegriffe von Urlaub sind eben genau das: Inbegriffe von Urlaub. Und eben nicht von Geld, Ruhm, Karriere. Genau das wollen aber auch auf Samoa manche Menschen haben oder machen - und deshalb gehen sie fort. Oder sie werden fortgeschickt: von ihren Familien, die jemanden brauchen, der im Ausland so viel verdient, dass er seine Angehörigen zu Hause über Wasser halten kann. Denn Samoas Bevölkerung ist generell arm. Allerdings leidet sie nicht, vor allem keinen Hunger. Schließlich wächst einem in der früchtereichen Südsee das Essen praktisch in den Mund.

Ich selbst wurde ebenfalls in die weite Welt gesandt. Von meinen Eltern. Weil sie wollten, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes meinen Horizont erweitere. Das habe ich mittlerweile getan und dabei hier in Hamburg vieles gelernt: zum Beispiel, dass die Menschen einen nicht gleich hassen, nur weil sie einen auf der Straße nicht ständig anlächeln. Oder dass es hier ja doch ganz friedlich ist. Was ich früher in der Schule anders gelernt habe: Meine Lehrer erzählten immer, in Deutschland sei's gefährlich - da herrsche Krieg. Nun ja, das Paradies ist manchmal anscheinend nicht ganz auf der Höhe der Zeit.

Malia Pein, 41, arbeitet als Malerin und Lackiererin. Aufgezeichnet von Christopher Beschnitt