Der Bauvorbescheid für die umstrittene Wildtier-Auffangstation sorgt für scharfe Kritik. Der Naturschutzrat will das “absurde“ Projekt stoppen.

Sülldorf. Der Hauptausschuss einer Bezirksversammlung ist so etwas wie ein Ersatzgremium für diese Kommunalparlamente. Dort können Hamburger Bezirkspolitiker in kleiner Runde wichtige Entscheidungen treffen - was nicht ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist aber, dass der Hauptausschuss der Bezirksversammlung in Altona morgen noch einmal wenige Tage vor den Wahlen zu Bürgerschaft und Bezirksversammlungen zusammenkommt und über ein in Altona höchst umstrittenes Thema entscheiden soll: Die geplante Wildtierauffangstation auf dem Areal Sieversstücken in der Sülldorfer Feldmark. Hier soll von der schwarz-grünen Koalition im Bezirk noch etwas durchgedrückt werden, bevor es dort neue politische Mehrheiten geben könnte, kritisieren die Sozialdemokraten.

SPD-Fraktionschef Thomas Adrian spricht daher von einem "Unding". "Die einzige Eile hier besteht nur darin, dass sich bald die Mehrheitsverhältnisse ändern könnten", sagt er. Wegen der vielen offenen Fragen müsse eine Entscheidung aber später fallen. Und wenn es denn einen tatsächlichen Bedarf für eine solche Station gebe, müsse sie ausgeschrieben werden, fordert Adrian.

Wie berichtet, sehen die Pläne der gemeinnützigen Wildtier-Station GmbH den Bau eines Holzhauses und mehrerer Gehege vor. Wildtiere, vor allem Vögel und kleine Säugetiere, die im Westen der Stadt verletzt aufgefunden werden, sollen dort ausgewildert werden. Zudem sind Seminare und Unterricht für Kinder geplant.

Doch von Fachleuten gibt es massiven Protest. Der Hamburger Naturschutzrat appellierte gar an die Bezirksverwaltung, dieses "absurde" Projekt zu stoppen. Für eine solche Station gebe es überhaupt keinen Bedarf, heißt es in einem Brief des Expertengremiums, das in Hamburg Behörden bei Naturschutzfragen berät. Kritik kommt auch vom Altonaer Förster, dem Naturschutzbund (Nabu) und dem Förderverein des Altonaer Forsts Klövensteen, wo es ein Wildtiergehege bereits gibt. Auch die Hamburger Umweltbehörde sieht das Projekt kritisch, weil es "nicht zwingend erforderlich" sei. In Hamburg gebe es genug Stellen, die sich um solche Tiere kümmern, sagt Behördensprecher Volker Dumann. Zudem liege der Standort im Landschaftsschutzgebiet: "Eine Genehmigung gibt es dort nur als Ausnahme. Und damit haben wir sehr große Probleme", so Dumann.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten unterstützt indes das Projekt, für das CDU und GAL am Donnerstag den Weg für einen Bauvorbescheid frei machen wollen. "Wir sehen den Bedarf vor allem für Vögel", sagt auch GAL-Fraktionschefin Gesche Boehlich. Kritik, dass mit einer Zustimmung ein Altonaer CDU-Mitglied der Geschäftsführer der Station sein wird und damit von einer positiven Entscheidung begünstigt werde, wies sie zurück. Das eine habe nichts mit dem anderen zu tun, so Boehlich. Und der CDU-Politiker Sven Hielscher vermutet hinter der geballten Ablehnung der Fachleute sogar Konkurrenzangst, weil nun ein neuer Mitbewerber im Tierschutz-Spendenmarkt auftrete. Tatsächlich wirbt die Wildtierauffangstation GmbH bereits im Internet mit großen Bambi-Augen um Förderung.