Stellingen. Wenn einer Feuer und Flamme war, dann er. Lange hatte Branko auf ein Weibchen gewartet, und dann kam sie: Zora, die rote Zora! Wie es sich für einen Flammenkopf-Bartvogel gehört mit einem leuchtend orange-rotem Haupt. Seitdem sind die beiden unzertrennlich.

Die große Romanze begann vor vier Monaten im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark. "Wir hatten lange Zeit nur einen männlichen Flammenkopf-Bartvogel. Endlich kam Nachschub aus Afrika für die Voliere im Vogelhaus an", sagt Tierpflegerin Heidi Rohr. Zora wurde für das Tropen-Aquarium ausgesucht. Nach ein paar Tagen in Quarantäne durfte sie ihre ersten Runden ziehen - und schon war Branko ihr auf den Fersen.

Flammenkopf-Bartvögel, deren wissenschaftlicher Name Trachyphonus erythrocephalus im Zungenbrecher-Wettbewerb keinen Deut besser ist, sind in Kenia, Äthiopien, Somalia, Tansania und dem Sudan beheimatet. Wer die 20 Zentimeter großen Vögel betrachtet, kann den Flammenkopf sofort nachvollziehen - doch für den Bartvogel muss man schon genauer hinsehen: Der Familienname geht auf steife Borsten am Schnabelgrund zurück.

Nah heran an das Vogelpaar kamen die Besucher noch am ehesten in der Anfangsphase der flammenden Vogelhochzeit, als Branko und Zora sich direkt auf Inspektionstour zu den Spinthöhlen machten. "Unsere Spinte brüten in der Lehmwand über dem Krokodilstrand, und die Bartvögel, die zu den Spechtartigen gehören, sind ja ebenfalls Höhlenbrüter", erklärt Heidi Rohr.

Normalerweise hacken Bartvögel mit ihren kräftigen Schnäbeln Höhlen in morsches Holz, die sich durch einen langen Gang zur Nistkammer auszeichnen. In ihnen schlafen die Tiere auch gerne außerhalb der Brutzeiten. Zora und Branko, ganz junges, mittelloses Paar, guckten sich aber zunächst nach etwas Gebrauchtem um, in das sie ihre zwei bis fünf weißen Eier legen könnten. Heidi Rohr: "Bei den Spinten sind sie dann doch nicht eingezogen."

Wahrscheinlich würden die Gärtner es als Erstes entdecken, wenn die beiden sich für etwas Selbstgezimmertes in einem der hohen Bäume entscheiden würden, sagt die Tierpflegerin: "Irgendwann sieht man dann das ständige Anfliegen an die Bruthöhle, wenn die Jungen gefüttert werden." Bei der Brut wechseln sich die Eltern ab. Nach 15 Tagen schlüpfen die Jungen, die weitere vier bis fünf Wochen in der Höhle bleiben, bevor sie diese endgültig verlassen.

Allerdings kann man sie dann anfänglich noch sehr gut von den Elterntieren unterschieden; weder leuchtet ihr Kopf bereits so feurig, noch sind die schwarzen Flügeldecken mit den weißen Tupfen so markant gezeichnet, wie es später der Fall sein wird. Das Jungtierkleid ist weit weniger farbenprächtig und muss mit der Zeit erst noch ausfärben - kommt Mauser, kommt Farbe. Weibchen und Männchen bei Flammenkopfs kann man später übrigens ganz gut auseinanderhalten: Zora fehlt die schwarze Kehle, die Branko ziert.

Selbst wenn die Jungtiere eventuell noch bei der Aufzucht der nächsten Geschwistergeneration helfen, so gelten Flammenkopf-Bartvögel nicht als die geselligsten Wesen im Vogelreich. Alleine oder maximal als Paar, so ist es ihnen am liebsten. Und sieht man doch einmal mehrere von ihnen auf einem Fleck, also in einem Baum, dann muss dieser eine überaus lohnende Futterquelle sein. Früchte und Samen stehen auf dem Speiseplan der Vögel, hauptsächlich aber Insekten, Ameisen, Raupen und Larven. "Wir füttern ihnen Mehlwürmer, Heimchen und Grillen. Vielleicht vergreifen sie sich auch mal am Obst der anderen Vögel, aber generell sind sie Insektenfresser", sagt Heidi Rohr.

Trotz ihres bunten Gefieders sind die Tiere gut im dichten Laub getarnt. So sieht man von Zora und Branko auch nicht viel, außer morgens, verrät Heidi Rohr: "Da sitzen sie oft ganz hoch oben unter dem Dach, und wenn Zora mal nicht da sein sollte, ruft Branko oft sehr laut nach ihr." Überhaupt warten Bartvögel gleich mit mehreren durchdringenden Rufen auf, die Heidi Rohr an eine Alarmanlage erinnern: "Total schrill und durchdringend." Die meisten bestehen dazu auch noch aus nur einer Phrase, die monoton wiederholt wird.

Da muss es wahre Liebe sein, wenn Zora das anlockt. Gut, mit nur einem einzigen Kerl der eigenen Art zur Auswahl muss man nehmen, was man kriegen kann. Aber auch sonst leben Flammenkopf-Bartvögel monogam, wie alle 42 afrikanischen Bartvogel-Arten.

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