Ein Kommentar von Katharina Miklis

Jetzt bitte nicht besoffen ins Auto setzen! Man muss schon Margot Käßmann heißen, um für Trunkenheit am Steuer ausgezeichnet zu werden. Ok, das alleine ist nicht der Grund, warum die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche am 4. März in Frankfurt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage überreicht bekommt. Aber der Auslöser. Denn ausgenüchtert von ihrer Rotwein-Fahrt im Februar 2010 fasste die unter Druck geratene Kirchenfrau den Entschluss, von ihrem Amt zurückzutreten. Dass sie dafür ein Jahr später mit einem Kulturpreis ausgezeichnet wird, hätte sich die Ex-Landesbischöfin wohl selbst nicht träumen lassen - auch nicht mit 1,54 Promille. Erheblichen Mut habe sie bewiesen und sei zum Vorbild für andere Personen des öffentlichen Lebens geworden, begründet die Kulturstiftung Pro Europa ihren Beschluss. Leider weiß ich nicht, wer sonst noch im Gespräch war. Vielleicht Walter Mixa? Oder gar Thilo Sarrazin? Die haben schließlich auch - mehr oder weniger - freiwillig auf hohe Posten verzichtet. Und seit Tom Cruise einen "Mut-Bambi" dafür bekommen hat, dass er einfach seinen Job macht, wundert mich gar nichts mehr. Vielleicht lehnt Margot Käßmann die Ehrung ja aber noch ab - der Friedensnobelpreis wäre ihr sicher... Schon klar, die Konsequenz Käßmanns war ganz toll und wichtig. Wenn es dafür jedoch einen Kulturpreis für Zivilcourage gibt - dann bitte 2012 auch einen an Thomas Gottschalk.