Wir schreiben das Jahr 2011, kennen das Wort Wutbürger und beobachten Konfliktpotenzial auf allen Ebenen. Dass der Hamburger Bürgerschaftswahlkampf in Zeiten wie diesen an eine Zirkusnummer für Hauskaninchen erinnert, kann man als hanseatische Zurückhaltung werten. Das zahme, ohne Biss auf Kuschelecken-Niveau vorgetragene Werben um Wähler könnte aber auch als Ignoranz gegenüber den wahren Problemen der Bürger gedeutet werden.

Mit Ausnahme des unglücklichen CDU-Frontalangriffs auf vermeintliche City-Maut-Pläne von Rot-Grün und der traditionell populistischen Linken-Forderung nach mehr Steuerprüfern spiegeln die Plakatkampagnen der Parteien dieses brave Einerlei. Vage bis kryptische Aussagen bewegen sich knapp über inhaltslos.

Insofern müssen sich Parteien nicht wundern, wenn der eigentliche Souverän, das Wahlvolk, nachträglich Hand an Plakate legt, sie nach seinem Gusto bearbeitet und neu formt. Vielerorts sind es zugegebenermaßen nur stumpfe Krakeleien. Aber sehr viele gute Kommentare auf hiesigen Wahlplakaten zeigen, dass die hamburgische Politik nicht nur einmal ihr Näschen für die Stimmung im Volk verloren hat. Wähler sind anno 2011 mitnichten nur formbare Masse. Ihr Reim auf das von den Parteien Gezeigte ist deshalb oft nicht nur beißend komisch. Er vermittelt auch die Botschaft: Gebt euch - bitte - etwas mehr Mühe! Inhaltlich. Politisch.