Ein Kommentar von Iris Hellmuth

"Watching history in the making" nennen es die Engländer, wenn Großes geschieht und man selbst live dabei ist, ein Zeuge des bedeutenden Moments wird. Am Donnerstagabend war so ein Moment. Husni Mubarak, der ägyptische Diktator, hielt eine Rede an sein Volk - eine Rede, die es sich in seinen tagelangen, friedlichen, beeindruckenden Protesten erkämpft hatte. Und ein Moment, wie er wohl epischer nicht sein kann: Ein alter Krieger macht sich auf, die Macht abzugeben, weil er sein eigenes Volk zu lange betrogen hat.

Doch so kam es vorerst nicht. Der Satz, auf den so viele gewartet hatten, blieb am Donnerstag noch ungesagt. Und die Enttäuschung, die daraus erwuchs, wurde greifbar: Weil man als Zuschauer so dicht am Geschehen war wie nie zuvor in diesen Tagen. Live hatte die ARD nach Kairo geschaltet, zeigte abwechselnd Bilder des dozierenden Despoten und seines gebannt schweigenden Volks. Als die Rede beendet war, hörte man Schreie und Sirenen, Jörg Armbruster, der ARD-Mann vor Ort, erzählte, was ein paar Meter entfernt auf dem Tahrir-Platz geschah. Eine Expertin sollte zu Wort kommen und die Korrespondentin aus Washington, die Schalten gingen schief, aber das machte nichts. Ganz im Gegenteil: Fehler geschehen, wenn Geschichte geschieht. Und Tom Buhrow, so sachlich wie bewegt, hatte die Bedeutung des Moments ständig im Blick. Immer wieder unterbrach die ARD ihr Programm, um aus Kairo zu berichten. "Die Menschen sind aufgebracht, und doch rufen sie: Keine Gewalt", berichtete Armbruster.

Donnerstag wurde in Kairo ein Stück Weltgeschichte geschrieben. Ein Stück Fernsehgeschichte aber auch.