Es war das erste und vordringlichste Ziel der Millionen Demonstranten in Ägypten: Der Rücktritt des seit 30 Jahren despotisch herrschenden Staatspräsidenten Husni Mubarak.

Der fast 83-Jährige, der in seiner Kairoer Donnerstagsrede kaum noch vitaler gewirkt hatte als die Mumien der Pharaonen ein paar Straßen weiter im Ägyptischen Museum, war zuletzt sichtlich aus der Realität gefallen, weigerte sich zu begreifen, dass seine Zeit abgelaufen war. Es dürfte am Ende das Militär gewesen sein, das ihm die Entscheidung aus der Hand genommen hat - ausgerechnet jene Institution also, auf die der frühere General sein System gestützt hatte.

Mubarak ist also Geschichte - sein System ist es noch lange nicht. Dessen Ende zu erreichen, wird die eigentliche und weit schwierigere Aufgabe für die neue zivile Opposition werden. Der Sturz des "Rais" ist nur ein Zwischenziel auf dem noch sehr langen Weg zu einer Zivilgesellschaft.

Hoffentlich nur für eine Übergangsphase wird Ägypten zunächst direkt vom Militär regiert. Nun ist das Land seit dem Sturz der Monarchie 1952 pausenlos von Generalen regiert worden; die Übergabe der Macht an einen Militärrat bedeutet faktisch also keine dramatisch veränderte Lage. Im Übrigen hat sich die Armee in der Krise bislang verantwortungsbewusst und gewaltfrei gezeigt - wie das ägyptische Volk auf den Straßen auch. Es ist ein beeindruckendes Reifezeugnis für ein Land, das riesige soziale Spannungen aushalten muss und drei Jahrzehnte Diktatur hinter sich hat.

Dass Mubarak noch am Vorabend am Amt festhalten konnte und dann am Freitag zurücktreten musste, geht wohl auf einen hin- und herwogenden Machtkampf innerhalb des ägyptischen Militärs zurück. Wesentliche Teile waren längst bereit, den Präsidenten fallen zu lassen und konnten sich am Freitag angesichts des bedrohlichen "Tags des Zorns" auf den Straßen schließlich durchsetzen. Andere Kräfte hatten an dem modernen Pharao noch festgehalten - wohl auch aus Angst, ein Sturz Mubaraks könnte das gesamte System mit sich reißen. Viele hohe Offiziere profitieren prächtig von den Wirtschaftsunternehmen, die Bestandteil des ägyptischen Klüngels aus ziviler Elite und Armee sind.

Der weiche Putsch in Kairo ist daher keineswegs das Ende der ägyptischen Revolution, sondern ihr eigentlicher Beginn. Die Armee wird Zugeständnisse machen und sich wohl auch eine zivile Fassade zimmern, sich aber Macht und Pfründe kaum leicht aus der Hand winden lassen.