Behörde zahlt jetzt doch Ende Februar. Bürokratie beim Ausbau der Krippenplätze weiter ein Problem

Hamburg. Die Sozialbehörde wird die erhöhten Tagespflegegelder für besonders qualifizierte Tagesmütter und -väter sowie die Mietzuschüsse nun doch schon Ende Februar überweisen. Wie berichtet, hatte die Behörde zuvor technische Schwierigkeiten bestätigt, die die Auszahlung verzögern.

In der Antwort auf eine schriftliche Kleine Anfrage der SPD-Familienexpertin Carola Veit hat der Senat inzwischen zugesichert, man habe ein Interimsverfahren entwickelt, das die Zahlung Ende Februar sicherstellt. "Uns hat man das bislang noch nicht mitgeteilt. Es würde uns aber sehr freuen, weil doch sehr viele Tagesmütter große Existenzängste hatten", sagt Annette Kotsobolos, Vorsitzende des Hamburger Tagesmütter und-väter e.V.

Wer im Bereich der Kinderbetreuung arbeiten will, muss allerdings weiterhin einen langen Atem haben. Catherine H. möchte in Harvestehude gern eine Kinderkrippe gründen, "aber ich glaube, es ist einfacher, einen Puff aufzumachen als einen Kindergarten", sagt die 28-Jährige. Die Mutter einer einjährigen Tochter hatte festgestellt, wie schwer es ist, in dem Quartier einen Betreuungsplatz zu finden. Die Handelsfachwirtin entschloss sich, selbst eine Krippe aufzumachen. Die Räumlichkeiten hatte sie schnell gefunden - eine Altbauwohnung im ersten Stock eines Wohnhauses. Die ersten Signale aus dem Bezirksamt Eimsbüttel im August 2010 seien positiv gewesen, sagt Catherine H. "Aber plötzlich hieß es, die Feuerwehr sehe ein Problem mit dem zweiten Rettungsweg."

Sicherheitsrutschen lehnte die Feuerwehr aber ab, ebenso den Einbau eines Rettungsschlauches. Dabei werde das System in Kitas bereits verwendet, sagt Catherine H. Eine Rettungstreppe seitlich am Haus lehnt wiederum der Denkmalschutz ab. Bliebe eine Feuertreppe vom rückwärtigen Balkon. Allerdings würde die über den Garten am Kanal führen, der der Stadt gehört. "Dafür bräuchte ich wieder eine Sondernutzungsgenehmigung, und ich müsste einen Zaun bauen." Außerdem muss H. noch eine Nutzungsänderung beantragen. "Den Bedarf für die Krippe sollte ich mit Anmeldungen der Eltern nachweisen", sagt H. "Schwierig, wenn man nicht weiß, ob die Kita überhaupt irgendwann genehmigt wird."

Antje Radloff, seit zwölf Jahren Tagesmutter in Winterhude, soll plötzlich ihre bodentiefen Fenster mit Splitterschutzfolien versehen. "Diese Folien würden mich mehrere Tausend Euro kosten", sagt die 41-Jährige, die Kinder bis zu drei Jahren in ihrer Wohnung betreut. "Wovon soll ich das bezahlen?" Tagesmütter würden inzwischen beurteilt wie Kitas, "nur kriegen wir nicht deren Förderungen". Auch die Tagesmutter Claudia Beyer, die in Barmbek eine Großtagespflegestelle aufbauen möchte, hat Angst vor der zunehmenden Bürokratie: "Die Bauprüfabteilung vergleicht uns mit einer Kita. Aber offenbar ist vieles nicht gesetzlich geregelt. Niemand kann mir sagen, welche Bestimmungen man erfüllen muss."