Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Im September 2010 verkündete Wolf Bauer, Chef der größten Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft Ufa, sein Unternehmen wolle unabhängiger von TV-Sendern werden. Deshalb würde er sich freuen, wenn er seine Produktionen künftig auch auf speziellen Kanälen von Facebook und der Telekom präsentieren könne.

Fast scheint es so, als habe Philipp Schindler, Nord- und Mitteleuropa-Chef des Internetriesen Google, Bauers Wunsch erst jetzt vernommen. Jedenfalls bot er gestern deutschen Film- und TV-Produzenten das konzerneigene Videoportal YouTube als Abspielplattform für ihre Filme an. Kommt nun endlich zusammen, was im Zeitalter der Digitalisierung zusammengehört?

Gemach. Langfristig wird das Internet für Produzenten gewiss eine wichtige Erlösquelle werden. Noch trennen Netz- und Filmgemeinde aber Welten. Schindler legte den Produzenten die Comedy-Serie "Fred" ans Herz. Sie besteht aus zwei- bis vierminütigen Spots, die seit 2008 für YouTube produziert werden - von einem heute 17-Jährigen. Er spielt darin einen hyperaktiven Sechsjährigen, ist Autor und führt Regie. Seine Produktionskosten dürften nahe null liegen. Der Teenager, offenbar ein Vermarktungsgenie, setzte bereits 2008 nur durch Werbung mit seiner Serie einen sechsstelligen Dollarbetrag um. Dabei wollte er mit "Fred" nur dahin, wo Schindlers Adressaten längst sind: in die glitzernde Film- und Fernsehwelt.