Ein Kartenspiel mit Honecker und Hitler-Fotos erregt Aufsehen. Jetzt ermittelt sogar der Staatsanwalt gegen die Firma Weltquartett.

Hamburg. Diese Geschichte behandelt die alte Frage: Darf Satire alles? Und wenn ja: warum nicht?

Auf der einen Seite stehen die Satirehüter der Hamburger Firma Weltquartett, die Spielkarten für Erwachsene vertreiben. Auf der anderen Seite agiert die Staatsanwaltschaft Nürnberg, die Ermittlungen gegen das Unternehmen aufgenommen hat.

Und das kam so. Im Jahr 2008 brachten Jörg Wagner und Jürgen Kittel unter ihrem Firmennamen Weltquartett das Tyrannen-Quartett auf den Markt. Dem Spielprinzip des Autoquartetts folgend - bei denen PS, Preis oder Baujahr verglichen werden - geht es beim Tyrannen-Quartett darum, die fiesesten Diktatoren der Weltgeschichte in den Kategorien Geburtsjahr, Alter bei Machtübernahme, Herrschaftsdauer, Todesopfer und Privatvermögen zu messen.

Neben "Völkermörder" Saddam Hussein und "Ostblock-Regent" Erich Honecker ist auch Adolf Hitler eine Karte gewidmet. Der Naziführer ist der "Blitz-Trompf" des Spiels, er schlägt alle anderen Karten, Teile eines Hakenkreuzes lugen oberhalb des Hitler-Konterfeis hervor. Der makabere, schwarzhumorige und satirische Spielgedanke sorgte bei Einführung des Quartetts zwar für Wirbel, aber ernsthaft Anstoß nahm niemand.

Das änderte sich vergangene Woche während der Spielwarenmesse in Nürnberg, auf der die Hamburger Firma ausstellte. Denn die "Nürnberger Abendzeitung" widmete dem Tyrannen-Quartett ein Stück, das wiederum rief die Staatsanwaltschaft auf den Plan. "Es wurde ein Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss erlassen. Wir ermitteln wegen des Verwendens verfassungswidriger Symbole", sagte Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke dem Abendblatt.

Konkret handele es sich um die Hitler-Karte und das Hakenkreuz. Die "taz", die "SZ" oder CNN griffen das Thema auf. Die Macher Wagner und Kittel kamen zu Wort, sagten, das "Spiel sei als Gag gedacht", sie "glorifizieren die Tyrannen nicht, sondern machen sie lächerlich" und führten im weitesten Satiresinn das fort, "was Charlie Chaplin vor 70 Jahren begann". Mittlerweile verzichten die Geschäftsführer auf Anraten ihres Anwalts auf Stellungnahmen. Ihnen drohen Geldstrafen - oder bis zu drei Jahre Haft.