Fünf Prozent Inflation seien ihm lieber als fünf Prozent Arbeitslosigkeit. Mit dieser Aussage brachte der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt Anfang der 70er-Jahre die Konkurrenz zwischen Fiskal- und Geldpolitik auf den Punkt. Während der Staat eher auf hohe Wachstumsraten und niedrige Erwerbslosenquoten schaut, gelten die Notenbanker als Hüter der Geldwertstabilität. Schmidts Äußerung fand vor knapp 40 Jahren noch großen Beifall in der deutschen Bevölkerung, heute würde sich der Applaus für ein ähnliches Statement in Grenzen halten. Denn gerade die Bundesbürger haben mit Blick auf die Schuldenberge in der Euro-Zone Angst um ihr Erspartes. Sie fürchten sich vor zweistelligen Inflationsraten, die Ökonomen bereits ins Spiel gebracht haben. Deshalb vertrauen sie auf die Standhaftigkeit der Notenbanker; dass diese sich nicht von Politikern in ihrem Handeln beeinflussen lassen.

Bundesbank-Chef Axel Weber hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass ihm der stabile Wert des Euro am Herzen liegt. Der streitbare Ökonom scheute sich nicht, die exzessiven Aufkäufe von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) kritisch zu hinterfragen. Er wies auf die Gefahren hin, die sich dadurch für den Geldwert ergeben. Und er hat recht behalten. Denn seit Monaten zeigen die Inflationsraten in der Euro-Zone nach oben. Weber wäre die ideale Neubesetzung für den Posten des EZB-Präsidenten. Doch offensichtlich ist der parteilose Professor den politisch Verantwortlichen in Brüssel und Berlin zu unabhängig. Eine bedenkliche Entwicklung für Europas Sparer.