Ein Dankeschön von Thomas Andre

Heute vor 80 Jahren wurde der große Dichter Thomas Bernhard geboren: der Säulenheilige aller Überempfindlichen, die sich vom tatsächlichen oder nur empfundenen Wahnsinn des Alltags bedrängt fühlen. Für die jede soziale Interaktion eine Zumutung ist, aus welchen Gründen auch immer. Man musste nie Österreicher sein, um die Tiraden und grotesken Übertreibungen des 1989 gestorbenen Bernhard verständnisvoll zu lesen, wenn's mal wieder so weit war und einen keiner verstand beziehungsweise die Falschheit allen Seins und aller Äußerungen bedrückte.

Bernhard, Schöpfer des eigentlich immer gleichen Buchs mit unterschiedlichen Titeln ("Holzfällen. Eine Erregung", "Auslöschung. Ein Zerfall", "Der Untergeher"), rotzte über alles ab, was ihm das Leben verleidete und zielgerichteten Hass verdiente. Und weil das auch komisch war, fühlte man sich auf seltsame Weise sogar als lebensunerfahrener und grünschnabeliger Leser zu seiner Prosa hingezogen. Weil der schöne Stabreim, der von den Daten deutscher Dichtung kündet, uns regelmäßig an die erinnert, denen wir viel schulden, sagen wir an dieser Stelle: Danke, Thomas Bernhard. Dafür, dass du, Bruder im Geiste, stellvertretend für uns in dicksuppiger Schwarzgalligkeit badetest. Dass du dein Leiden an der Welt in endlosen Monologen formuliertest. Das hatte für uns eine kathartische Wirkung: Nach Lektüre eines "Bernhards" fühlten wir uns merkwürdig beschwingt.