Ein Kommentar von Sven Stillich

Wer sich beim Fernsehen darüber aufregt, wenn die Action von Werbung unterbrochen wird, sollte keine Super Bowl schauen. Und wer auf Massengeschmack gewürzte Handlungen verabscheut, sollte bei RTL-Eventmovies wie der"Hindenburg" umschalten. Alle anderen werden in den Sendungen genau das bekommen haben, was sie sich erhofften: vorhersehbare Bilder, Spannung (nicht zu viel) - und das gute Gefühl, beim Thema "Wie sieht 2011 ein Event aus, das Millionen kostet und noch mehr Millionen einspielen soll" mitreden zu können.

Die Super Bowl und das Eventmovie haben - außer der Form des Spielgeräts - noch mehr gemeinsam: Beide sollen weltweit erfolgreich sein, weshalb Englisch gesprochen wird. Im Falle der "Hindenburg" führte das zu einer Synchronisierung, die beim Thema "Wie hören sich abgelesene Dialoge an?" fortan exemplarisch angeführt werden kann. Außerdem, die Stars: Beim Football kannten nur Experten die Spieler, im Zeppelin lieferte Hannes Jaenicke, auch dank viel Make-up, das beste Spiel der vergangenen Jahre. Musik: Vorteil für die Super Bowl (RTL hofft bestimmt, dass die Band Arcade Fire den Soundtrack nie hören wird, sie würde einiges wiedererkennen). Nazis? Zeppelin klar vorn. Länge? Punkt für den Sport.

Wäre das perfekte Eventmovie also eines über einen verliebten Nazifootballer, der am Ende explodiert? Das zu fragen wäre natürlich zynisch. Und Zynismus verkauft sich nicht.