Hamburg Dungeon inszeniert den Großen Brand von 1842 neu

HafenCity. Das Feuer wütete vier Tage lang und vernichtete Kirchen, Speicher und Hunderte Wohnhäuser. Der Große Brand von 1842 zerstörte weite Teile der Hamburger Altstadt. Eine solche Katastrophe in drei Räumen lebensnah nachzuspielen, ist keine leichte Aufgabe. Denn unter den Besuchern des Gruselkabinetts Hamburg Dungeon soll sich Panik und Angst breitmachen. Am 23. März hat die neue Attraktion Premiere.

Was den Besucher am Ende wenige Minuten lang in den Bann zieht, braucht etwa vier Monate Vorarbeit.

Der Entstehungsprozess gleicht einer Theaterinszenierung. Regie, Schauspieler und Techniker setzen sich zusammen und entwerfen die Show. "Der Prozess macht am meisten Spaß. Da fließt alles ein, und irgendwann hat man im Kopf ein Bild", beschreibt Jörg Homeyer, technischer Leiter im Dungeon. Am Ende stehe immer die Frage: Was für ein Erlebnis hat der Gast? "Wir versuchen ja schon, die niederen Instinkte anzusprechen. Und dazu gehört natürlich auch der Fluchtgedanke. Feuer weckt den Urinstinkt Flucht", sagt der 43-Jährige im schwarzen Kapuzenpullover.

Wie die Flammen des Großen Brandes technisch umgesetzt werden, möchte Homeyer allerdings noch nicht verraten. "Es wird sich wie Feuer anfühlen, wie Feuer aussehen - aber es wird kein Feuer sein." Wichtig sei auch der Brandgeruch. "Den braucht man eigentlich nur in der Nase zu haben. Instinkte werden über die Nase geweckt." Welches Mittel zum Einsatz kommt, darüber werde derzeit noch verhandelt. Das bestimmen zum Beispiel auch mögliche Allergien der Schauspieler. Offenes Feuer ist nicht möglich - da spielt der Vermieter nicht mit.

Dass der Große Brand auch wirklich Angstschweiß auf die Stirn treibt, hängt maßgeblich von den 40 Schauspielern ab. Alle müssen am Ende den Plünderer spielen können, der in der neuen Show den Brandstifter ablöst. "Das Publikum soll denken, dass es vielleicht echt draufgehen könnte", sagt die Schauspielerin Johanna Fleischer. Um das zu erreichen, probt sie die neue Rolle zwischen den anderen Shows. "Wir Schauspieler tauschen uns viel untereinander aus, inspirieren uns. Das ist learning by doing, ich entwickele die Rolle immer weiter", erzählt die 24-Jährige, die gerade mit blutiger Schminke aus der Maske kommt.

In der Show sind feste Eckpunkte vorgegeben, der Rest liegt in der Hand der Darsteller. "Das kann in die Hose gehen - und genauso gut super laufen. Aber es ist dafür da, es auszuprobieren. Das wird nie langweilig", sagt Fleischer. Jeder habe eine unterschiedliche Art zu spielen, aber der Gast kriege immer die bedrohliche Nähe des Plünderers mit, erklärt der Leiter des Schauspiel-Teams, Alexander Resch.

Das Dungeon-Team hat auch den kleinen Einspielfilm selbst gedreht, der als historische Einleitung für die Show fungiert. Gedreht wurde in Lauenburg an der Elbe. "Das war etwas problematisch wegen dem Hochwasser. Eigentlich hätten wir die Flut drehen können", erinnert sich Homeyer. Die Anwohner seien aber trotz Wassers im Keller sehr hilfsbereit gewesen. Bei der Umsetzung des Films habe es im Team auch mal "etwas gerumpelt", erzählt er.

Technik, Regie und Schauspieler - diese Stränge müssen für die fertige Show irgendwann zusammenlaufen. "Sie müssen eine Einheit bilden. Ich kann nicht einen Film machen, wo die Besucher enttäuscht sind, wenn er vorbei ist. Es muss immer eine Steigerung sein", sagt Resch. Die Belohnung für die Arbeit dürften die angsterfüllten Gesichter der Gäste sein - wenn das Hamburg Dungeon plötzlich wirklich wie die brennende Speicherstadt wirkt.