SPD und Grüne wollen, dass die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald für den Förster in Niendorf Platz macht

Niendorf. Der bizarre Streit um ein schmuckes Forsthaus im Niendorfer Gehege hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Die Bezirksversammlung Eimsbüttel will die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und ihren Geschäftsführer Rüdiger Kruse, der für die CDU im Bundestag sitzt und in dem Gebäude in einer 100-Quadratmeter-Wohnung lebt, per Antrag rauswerfen.

Es gilt als sicher, dass der Hauptausschuss der Bezirksversammlung am 10. Februar einen entsprechenden Antrag mit den Stimmen von SPD, GAL und der Linken beschließen wird. In diesem wird die Bezirksverwaltung aufgefordert, auf die zuständige Wirtschaftsbehörde hinzuwirken, damit diese der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zum nächstmöglichen Termin kündigt und dort dann Revierförster Sven Wurster einziehen kann. Dafür liefert der SPD-Bezirksabgeordnete Marc Schemmel die Begründung: "Es ist nicht hinnehmbar, dass der Förster seit drei Jahren außerhalb des Waldes wohnen muss, weil dort Herr Kruse und seine Schutzgemeinschaft residieren." Das sieht auch GAL-Fraktionschefin Susanne Egbers so: "Ein Förster gehört ins Forsthaus, damit er seine Aufgaben optimal wahrnehmen kann."

Seit Jahren gibt es aus der Politik die Forderung, dass die Schutzgemeinschaft dem Förster Platz machen soll. Auch die Pläne der SDW, ein "Haus des Waldes" am Rande des Niendorfer Geheges errichten zu lassen, sorgte für Ärger: 9000 Eimsbütteler hatten sich in einem Bürgerbegehren dagegen ausgesprochen. Nun wird das Projekt in Wilhelmsburg realisiert.

Auf den neuen Antrag der Bezirksversammlung reagierte Rüdiger Kruse mit Unverständnis: "Die Schutzgemeinschaft arbeitet hier mit fünf Mitarbeitern seit mehr als einem Jahrzehnt in diesem Forsthaus. Das ist der ideale Standort, denn hier bringen wir Jahr für Jahr Tausenden Kindern Umweltthemen näher." Wenn die Wirtschaftsbehörde nun der Argumentation des Antrags folgen würde, dann würde dadurch auch die Arbeit der Schutzgemeinschaft gefährdet.

Aber das will die Bezirkspolitik gar nicht: "Wir schätzen die Arbeit der Schutzgemeinschaft. Es gibt genügend ungenutzte Gebäude innerhalb des Niendorfer Geheges, in die Herr Kruse und seine Mitstreiter umziehen können", sagt SPD-Politiker Schemmel.

Unterdessen freut sich Förster Sven Wurster schon auf einen möglichen Umzug gemeinsam mit seiner Familie in das Forsthaus: "Wir leben seit drei Jahren in einer Etagenwohnung, aber das sollte immer nur eine Übergangslösung sein."

Einen Gefallen möchte Rüdiger Kruse seinen Kritikern nun aber doch tun: "Ich werde im Sommer umziehen." Eine Wohnung in Harvestehude soll seine neue Heimat sein. Seine Wohnung im Forsthaus soll die SDW dann als Büroräume nutzen.

Die Wirtschaftsbehörde stärkt der SDW unterdessen den Rücken: "Die Frage einer Kündigung für die Schutzgemeinschaft stellt sich derzeit nicht. Wir gehen davon aus, dass alle Beteiligten eine einvernehmliche Lösung für die Nutzung des Forsthauses erzielen", sagte Sprecherin Susanne Meinecke.