FDP will Engagement belohnen. Außenminister Westerwelle bezeichnet FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding als Neuanfang für die Partei.

Hamburg. Der Außenminister wirkt müde, bevor er politische Anleitungen erteilt. Vielleicht muss er noch Kraft sammeln, oder es liegt am Bühnenprogramm. FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding liest von gelben Karteikarten ab. Dass Hamburg, wenn die Grünen wieder an die Macht kämen, zu einem großen Naturschutzgebiet werde. "Dann sind aber auch die Arbeitsplätze weg, außer für Vogelkundler", sagt sie. Und: "Wir brauchen nicht mehr Gesetze, sondern müssen sie nur konsequent anwenden." Guido Westerwelle fängt spät an zu klatschen, bewegt die Hände ineinander, viermal. Dann steht er auf. Wahlkampf im Restaurant "Parlament" in Hamburg.

"Sie hat zweifelsohne mit innerer Aufregung gesprochen", sagt der Minister. Er schickt ein nachsichtiges Lächeln in die Stuhlreihen, dann dröhnt seine Stimme. "Aber das ist nicht nur normal, sondern genau richtig". Die FDP habe sich für einen Neuanfang entschieden, für eine junge Frau mitten aus der Gesellschaft. "Wir brauchen in Deutschland Mutbürger, keine Zuschauer, sondern Mitmacher".

Es folgt eine Verteidigung der Regierungspolitik, als Antwort auf das Umfragetief der FDP. Westerwelle redet von "großen Erfolgen", die manchmal nur als "kleine Meldung" in der Zeitung stünden: dass Kinder von Hartz-IV-Empfängern wieder in den Ferien jobben können, ohne Geld abgeben zu müssen. Dass die verringerte Erbschaftssteuer den Mittelstand in Deutschland halte. Dass mehr Schonvermögen bei Hartz IV soziale Gerechtigkeit schaffe. Dass Familien wieder mehr netto haben. "Gut, 1,5 Prozent sind noch nicht genug, aber das Staatsschiff ist auf neuem Kurs." Er hebt die Arme für die ultimative Ansage: "Leistung muss sich wieder lohnen."

Diese Geisteshaltung müsse Suding nun in Hamburg umsetzen, sagt der Vizekanzler. Mittelstand fördern, nicht nur den Hafen. Die Stadtbahn als "Ideologie" ablehnen. Und in der Bildungspolitik sei es "die gleiche Soße", ob schwarz-grüne oder rot-grüne Regierung. Die FDP sei der Unterschied. "Ich bin auf der Realschule gewesen", sagt Westerwelle, er habe die Durchlässigkeit des Bildungssystems sehr genossen. "Wer sich die Ärmel hochkrempelt, muss es besser haben als andere!"