Ein Kommentar von Achim Leoni

Anfang Februar treffen sich die Spitzen des Deutschen Handball-Bundes und der Bundesliga in Hamburg, um über den sogenannten Grundlagenvertrag zu reden. Das klingt bedeutungsschwer, und es geht dabei um Vermarktung und Schiedsrichterwesen, wichtige Themen fraglos. Das schwache Abschneiden der deutschen Männer bei der Weltmeisterschaft in Schweden sollte allerdings Anlass sein, die Tagesordnung um einen Punkt zu ergänzen, der in der Tat grundlegend ist: Was können die kraftstrotzenden Vereine tun, um der daniederliegenden Nationalmannschaft wieder auf die Beine zu helfen? Diese Frage geht letztlich alle an, die vom und für den Handball leben.

Vor 16 Jahren feierten die Deutschen bei der WM auf Island mit Platz vier einen Achtungserfolg. Er fand gleichsam unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: ARD und ZDF zeigten damals wenig Interesse an der Sportart. Beim deutschen WM-Sieg zwölf Jahre später erreichten ihre Übertragungen bis zu 20 Millionen Zuschauer. Selbst die teils peinlichen Auftritte der vergangenen Tage in Schweden erzielten hohe Einschaltquoten. Die Nationalmannschaft ist ein Zugpferd geworden, das auch den Bundesligaklubs Zuschauer und Sponsoren herangekarrt hat.

Viele von ihnen werden sich von der Euphorie von 2007 angesteckt haben lassen. In dem Maße aber, in dem die Erinnerung an den WM-Triumph verblasst, könnte auch die Begeisterung für den Handball nachlassen. Dieses Szenario stellt für die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga eine größere Bedrohung dar als jede Quotenregelung zugunsten deutscher Spieler. Der steile Aufstieg und Fall des Tennissports ist Mahnung genug.