Sie erinnern sich doch sicherlich auch noch, oder? Immer schön Bitte und Danke sagen. Das war eines der ersten Dinge, die uns unsere Eltern beibrachten. Sobald wir sprechen konnten, wurden uns diese Höflichkeitsfloskeln gepredigt, und zwar für den Rest unserer gesamten Kindheit.

Jeder Erwachsene scheint das Recht zu haben, Kindern diese Ermahnung zu jedem geeigneten oder ungeeigneten Zeitpunkt zu geben. Vergessen Kinder aber diese Grundregel des guten Benehmens, gelten sie schnell als unerzogen. Und wie gehen die Erwachsenen damit um?

Nun, während das Danken von Erfolg gekrönt ist, scheint das Bitten auf der Strecke geblieben zu sein. Oder wann haben Sie das Wörtchen "bitte" zum letzten Mal benutzt? Morgens am Frühstückstisch vielleicht? "Reichst du mir mal bitte die Brötchen?" Auf der Arbeit bei den Kollegen: "Kannst du das bitte für mich übernehmen?" Beim Gemüsehändler auf dem Heimweg: "Ich hätte bitte gern die Tomaten." Oder am Telefon: "Ich möchte bitte Herrn Meier sprechen!" Wahrscheinlich fehlte meistens das kleine Zusatzwort.

Seltsam, denn wir investieren viel Mühe in einen freundlichen Tonfall oder in eine entsprechende Mimik und Gestik. Aber das Bitten selbst fällt uns schwer. Warum eigentlich? Liegt es daran, dass das Bitten uns grundsätzlich gegen den Strich geht? Zumal heutzutage ohnehin sich jeder selbst der Nächste zu sein scheint. Oder ist es eine reine Nachlässigkeit in unserer Umgangssprache? Müssen wir das Wörtchen "bitte" endgültig zu Grabe tragen? Oder lässt es sich durch ein wenig Achtsamkeit wieder beleben?

Jeder von uns wird im Grunde genommen gern gebeten. Bedeutet es doch, dass uns jemand für kompetent genug hält, ihm einen Dienst zu erweisen. Und das schmeichelt uns natürlich. Es kann aber auch sein, dass das Wörtchen überschätzt wird. Wahrscheinlich wird es nicht ohne Grund als das "Zauberwort" bezeichnet.