Interview mit Dr. Ivan Foeldvari , Kinderrheumatologe

Der Arzt am Hamburger Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie am Klinikum Eilbek arbeitet eng mit der Elterninitiative rheumakranker Kinder zusammen.

Hamburger Abendblatt:

Ist Rheuma bei Kindern anders als bei Erwachsenen?

Dr. Ivan Foeldvari:

Zunächst einmal ist es etwa zehnmal seltener als bei Erwachsenen, betrifft jedoch immerhin bis zu zwei Kinder von 1000. Meist sind bei der kindlichen Arthritis weniger als fünf Gelenke betroffen. Ein kleiner Teil der erkrankten Kinder entwickelt eine gefährliche Augenentzündung, die unbehandelt zur Erblindung führen kann.

Wie macht sich das Rheuma in der Regel bei Kindern bemerkbar?

Foeldvari:

Klassischerweise sind es Kleinkinder, die plötzlich durch Lauffaulheit auffallen, deren Gelenke morgens etwas steif sind, die jedoch nur selten humpeln oder über Schmerzen klagen. Gelegentlich sehe ich sogar Kinder, bei denen schon eine Verkrümmung an Händen oder Beinen besteht, und niemandem ist das zuvor aufgefallen.

Müssen alle an Rheuma erkrankten Kinder mit ernsten Beeinträchtigungen im Krankheitsverlauf rechnen?

Foeldvari:

Wenn frühzeitig die Diagnose gestellt und eine konsequente Behandlung begonnen wird, ist das Risiko für schwerwiegende Gelenkschädigungen sehr gering. Jedoch hängt das auch vom Zugang zu modernen Arzneimitteln ab.

Haben den denn in Deutschland nicht alle Patienten?

Foeldvari:

Leider übernehmen viele Krankenkassen die Therapiekosten nur dann, wenn die Erkrankung im Beipackzettel aufgeführt wird. Ist das nicht der Fall, hilft es oft nichts, dass wir auf medizinische Studien verweisen, die den Nutzen eines Präparates belegen.

Müssen sich rheumakranke Kinder besonders schonen?

Foeldvari:

Im Gegenteil, sie sollten ganz normal Sport machen und nur aufhören, wenn Schmerzen auftreten. Vielleicht wäre es besser, nicht gerade Ballett zu praktizieren, denn das ist selbst für die Gelenke von Gesunden nicht besonders empfehlenswert.