Seit mehr als zwei Jahren kreuzt die Bundesmarine gemeinsam mit Verbänden aus anderen Staaten vor Nordostafrika. Die Mission "Atalanta" soll die Seeräuber in Schach halten, die vom Territorium der Staatsruine Somalia aus die internationale Handelsschifffahrt terrorisieren. Doch das Ergebnis ist ernüchternd. Während zu Beginn dieser Woche beim Maritimen Koordinator der Bundesregierung, Staatssekretär Hans-Joachim Otto, der jüngste "Piratengipfel" tagte, machten sich ebendiese in Seelenruhe wieder über ein deutsches Handelsschiff her.

Die Kaperung der "Beluga Nomination", ein Schiff der Bremer Beluga Reederei, zeigt die Erfolglosigkeit der bisherigen Abwehrarbeit in aller Klarheit: Die Piraten schlugen im Indischen Ozean weitab der bislang als besonders riskant definierten Gebiete zu. Und sie drangen in den Schutzraum des Schiffes ein, in dem sich die Besatzung verschanzt hatte. Damit steht das Kernstück im Sicherheitskonzept der Reedereien infrage.

Je länger die Piraten ihr Unwesen treiben, desto mehr Kapital horten sie aus ihren Raubzügen, desto besser funktionieren die Strukturen ihres organisierten Verbrechens. Bewaffnete Polizei- und Militärkräfte an Bord, mitfinanziert von den Reedereien, sind im Abwehrkampf wohl unverzichtbar. Vor allem aber müssen die Beschaffungswege und die Finanzstrukturen der Seeräuber härter attackiert werden als bislang.

Solange allerdings die Kriminellen in Somalia ein sicheres Rückzugsgebiet für ihre Raubzüge haben, dürfte der Kampf gegen diese moderne Geißel nicht zu gewinnen sein.