Die bedrohliche Knappheit der Seltenen Erden wirft ein Schlaglicht auf eine bislang wenig beachtete Rolle Chinas: Das asiatische Riesenreich ist nicht nur zu einem der größten Hersteller von Industriegütern aufgestiegen, der rund um den Globus mit bemerkenswerter Zielstrebigkeit versucht, die eigene Rohstoffversorgung zu sichern. Gerade bei einigen Hightech-Metallen wie etwa Germanium und Gallium ist China schon selbst zu einem bedeutenden Lieferanten geworden, der Einfluss auf die Weltmarktpreise nehmen kann.

Das Beispiel der Seltenen Erden zeigt aber auch, wie wichtig eine langfristige Betrachtungsweise im Hinblick auf die Rohstoffversorgung ist. Was diese Eigenschaft angeht, ist China den westlich geprägten Marktwirtschaften weit voraus. Warum sonst hat man in den USA und diversen anderen Ländern die Förderung Seltener Erden in den 1990er-Jahren praktisch komplett eingestellt - und damit den Chinesen das Feld überlassen?

Die Folgen mangelnder Weitsicht und der Fixierung auf schnelle Erträge dürften sich schon bald auch bei der Erdölförderung zeigen: Von den 50 größten jemals entdeckten Ölfeldern wurden nur drei nach 1980 erschlossen. Die Energiekonzerne strichen lieber stetig steigende Milliardengewinne ein oder schoben die Bohrinseln einfach weiter in die Tiefsee vor, als rechtzeitig hohe Beträge in Zukunftsprojekte zu investieren.

Auch für Deutschland hält der drastische Preisanstieg der Seltenen Erden eine Lehre bereit: Die Industrie muss sich frühzeitig in Rohstoffländern bei Förderprojekten engagieren - möglichst bevor die Chinesen dies schon getan haben.