“Zeit“-Autoren Özlem Topcu und Christian Schüle erhalten Erich-Klabunde-Preis

Hamburg. Dass es in westlichen Gesellschaften oft um Abstoßungs- und Anpassungsprozesse von Zugewanderten geht, wenn die Rede auf "Ausländer" kommt, ist nicht erst seit Thilo Sarrazin bekannt. Für Journalisten, die als Beschreiber und Beobachter eine wichtige Vermittlerposition einnehmen, steht das Thema "Integration" seit einigen Jahren ganz oben auf der Agenda.

Auf dem Hamburger Presseball (wir berichteten) wurde nun der Erich-Klabunde-Preis des Deutschen Journalistenverbandes überreicht: Er zeichnet sozial engagierten Journalismus aus und geht im Bereich Print in diesem Jahr an Özlem Topcu und Christian Schüle. Das Autoren-Team der "Zeit" besuchte einen staatlich verordneten Sprachkursus in Hamburg, in dem Ausländerinnen Deutsch lernen. Das Ergebnis ihrer sensiblen und aufmerksamen Recherche ist die nun preisgekrönte Reportage "Die Deutschstunde". Die Autoren spüren der Frage nach, was ein Land von seinen Einwanderern verlangt und was sich Einwanderer von ihrem Land versprechen. "Jahrzehntelang haben beide Seiten kaum darüber gesprochen, jedenfalls nicht miteinander", schreiben Topcu und Schüle.

Für Özlem Topcu, eine in Flensburg geborene und aufgewachsene Tochter türkischer Eltern, ist es nicht die erste Auszeichnung: Mit im Hamburger Abendblatt publizierten Artikeln gewann die 33-Jährige unter anderem bereits den Axel-Springer-Preis und den Theodor-Wolff-Preis. Gemeinsam mit Miriam Opresnik begleitete sie damals ein Jahr lang eine Hauptschulklasse aus Langenhorn. Viele der Schüler hatten Migrationshintergrund. Topcu, studierte Politik- und Islamwissenschaftlerin, ist in zwei Kulturen zu Hause: Das schärft den Blick.