Diese beiden Frauen sind gegensätzlicher als CDU und SPD es wohl je waren. Simone Ahlhaus, seit knapp fünf Jahren Ehefrau von Bürgermeister Christoph Ahlhaus, möchte gern das bleiben, was Britta Ernst, seit zwölf Jahren mit Herausforderer Olaf Scholz verheiratet, wohl oder übel werden könnte: "First Lady". Für dieses Amt, das offiziell gar keins ist, gibt es folglich auch keine Regeln. Und schon gar nicht in einer Stadt, die neun Jahre lang in von Beustscher-Männerwirtschaft regiert wurde, und wo sich frühere Bürgermeister-Gattinnen in norddeutscher Zurückhaltung einfach raushielten.

Doch was kann, darf, soll eine hanseatische "First Lady"? Schon dieser Begriff ist keiner, den Britta Ernst sich zuschreiben würde. Für Simone Ahlhaus dagegen, von ihrem Christoph liebevoll "Fila" genannt, ist es ein Kosename, ein Kompliment. "Das Repräsentieren fällt mir nicht schwer", sagte die 34-Jährige dem Abendblatt wenige Tage, nach dem Ahlhaus-Amtsantritt. Die Diplom-Betriebswirtin, die Vollzeit bei einem Luxusimmobilienvermittler arbeitet, nimmt mit stets strahlendem Lächeln Termine an der Seite ihres Mannes wahr, die bei ihr nie nach "Staatspflicht" aussehen. Selbstverständlich wünscht sie, wie immer klassisch-feminin gekleidet, am frühen Neujahrsmorgen Hunderten Hamburgern per Handschlag ein gutes Jahr - und singt, als gebürtige Pfälzerin, fröhlich "Stadt Hamburg an der Elbe Auen" mit.

Ja, die blonde Simone Ahlhaus gibt ein gutes Bild ab, auch für eine Promi-Postille wie "Bunte". Im Kaminzimmer des Hotels Vier Jahreszeiten inszenierte sich das Ehepaar Ahlhaus in großer Robe als "Power-Paar" von der Elbe - unglücklicherweise just an dem Tag, als Finanzsenator Frigge das Handtuch warf, der Anfang vom Ende des schwarz-grünen Traums. Da wirkte dieser Glamour - Hamburg war nie Hollywood - auf viele sehr befremdlich. Gleichzeitig wurde diese Hochglanz-Fotostrecke begierig bestaunt, schmückt man sich doch auch gern mit einer "First Lady", die locker in der Liga der "ersten Damen" an der Polit-Spitze, wie Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg oder Bettina Wulff, spielt.

"Eine Home-Story wird es mit mir nicht geben", sagte Olaf Scholz - und sprach damit wohl auch aus vollem Herzen für seine Frau. Die 49-Jährige, stets stilsicher in gedeckten Farben, scheut das Blitzlicht der Kameras, Fotos von ihr haben Seltenheitswert. Als ihr sonst als wenig emotional geltender Mann ihr im voll besetzten Börsensaal der Handelskammer kürzlich eine Liebeserklärung machte (in Hamburg habe er sich "unsterblich" in seine Frau verliebt), wäre die Angebetete selbst wohl am liebsten im Erdboden versunken.

Die Diplom-Sozialökonomin und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete glänzt lieber selbst politisch mit Fachkompetenz. Da ist es fast Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der eigene Mann im Fall eines Wahlsiegs ihre Ambitionen als Schulsenatorin zu verhindern droht. Dreimal war die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion schon für das Amt im Gespräch - zweimal in Hamburg, zuletzt 2009 als Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Die Hamburgerin Britta Ernst, deren Eltern in Hausbruch wohnen, gilt als fleißig, ehrgeizig und, nomen est omen, ernst-haft. Die Rolle der "Frau von" wollte die Doppelkopf-Spielerin nie haben.

Ein "Anhängsel" ist auch Simone Ahlhaus nicht. Aber für sie gehört zu einer guten Ehe selbstverständlich dazu, dem "Mann den Rücken freizuhalten." So hat sie es selbst erlebt, im tiefsten pfälzischen Helmut-Kohl-Land der 80er-Jahre, als ihre Mutter den Job aufgab, damit der Vater als Chefarzt Karriere machen konnte. Simone Ahlhaus gibt für ihren Mann das letzte Hemd - bevorzugt, wenn es aus seinem Kleiderschrank stammt. Das unvorteilhafte Streifen-Shirt, das ihrem Mann eine stadtweit beachtete Stilkritik einbrachte, wurde jetzt für einen guten Zweck versteigert - eine Aktion mit Augenzwinkern und ziemlich sicher ihre Idee.

Das Ehepaar Scholz hält sich zurück - und wohnt auch zurückgezogen. In einer Mietwohnung in einer unscheinbaren Altonaer Nebenstraße ist das SPD-Paar seit Jahren zu Hause. Das Ehepaar Ahlhaus wohnt repräsentativer: Bald zieht das noch kinderlose Paar in eine Villa im Hamburger Westen.

Am heutigen Sonnabend, auf dem 62. Hamburger Presseball, werden sich die beiden Frauen wieder begegnen. Welches Ballkleid Simone Ahlhaus trägt, werden die Fotos zeigen. Bilder von Britta Ernst wird es, geht es nach ihr, nicht geben.