Fahrgäste im Bahnhof Jungfernstieg verärgert, weil sie erst am Bahnsteig vom Zugausfall erfahren

St. Georg. Es ist eine Geduldprobe für Fahrgäste. Die Haltestelle Jungfernstieg ist für vier Tage vom S-Bahn-Netz abgeschnitten, weil Weichen erneuert werden (wir berichteten). Am Freitag war der erste Tag, an dem viele Pendler nur auf Umwegen ans Ziel kamen. Die Linien S 1 und S 3 fahren bis Dienstag früh über Dammtor, die S 11 und S 31 fallen aus. Einige Fahrgäste wurden kalt erwischt und fühlen sich zu spät informiert. Zwar informieren Durchsagen und Hinweisschilder über die Änderungen. Zudem wurden an den betroffenen Stationen am Freitag 30 Servicekräfte eingesetzt, die den Kunden Ersatzverbindungen empfahlen. Am Jungfernstieg standen die Bahn-Mitarbeiter ebenso wie die Hinweisschilder nicht schon am Eingang zum Bahnhof, sondern erst unten, kurz vor dem Bahnsteig. Viele Rentner und Eltern mit Kinderwagen mussten bis dahin allerdings viele Treppen hinabsteigen. Und wieder hinauf. "Es ist ganz schön anstrengend, hier mit meinem Babybauch immer hoch und runter zu laufen", sagt Krystina Christensen, 24, aus Niebüll. Hinzu kommt, dass die Schwangere nicht ortskundig ist.

Es geht aber auch anders. Olaf Stahr, 49, hat bereits vor einigen Tagen von Bahn-Mitarbeitern einen Infozettel mit dem vorübergehend gültigen S-Bahn-Netz bekommen. "Die Leute sind doch selber schuld, wenn sie sich nicht informieren", sagt er. Auch viele andere Hamburger kamen mit der Ausnahmesituation zurecht. "Das liegt vor allem daran, dass die Fahrgäste sehr gut informiert waren und sich von vornherein für andere Verbindungen entschieden haben", sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann. Deshalb habe sich in den U-Bahnen auch die Zahl der Umsteiger, die eigentlich die S-Bahn nehmen wollten, in Grenzen gehalten. Im Berufsverkehr kam es dennoch zu Verspätungen von wenigen Minuten. Der erste Tag, an dem ein so stark geänderter Fahrplan gelte, sei immer eine kleine Bewährungsprobe. "Wir wissen ja nie, ob das in der Realität immer so klappt, wie wir uns das theoretisch ausdenken", sagt Pohlmann. Insgesamt sei er zufrieden mit dem Verlauf des ersten Bautages.

Die Sperrung der S-Bahn-Strecke zwischen Hauptbahnhof und Jungfernsteig ist nötig, weil dort drei neue Weichen eingesetzt werden müssen. Eine Weiche besteht aus vier Bauteilen: Das längste misst 17 Meter, das schwerste wiegt 20 Tonnen. Um die Weichenstücke zu befördern, sind spezielle Maschinen nötig. Ein 400-Tonnen-Autokran hebt sie in das Kiesbett. Dafür musste ein Teil der Ernst-Merck-Straße (St. Georg) gesperrt werden. "Normalerweise machen wir das mit Gleiskränen, aber das ging hier nicht, da die Baustelle unter einer Brücke und einem Parkplatz liegt", sagt Oberbauleiter Karl-Heinz Herrmann. Die Baustelle wird nicht die einzige in diesem Jahr bleiben. Insgesamt 13 weitere Weichen müssen 2011 erneuert werden.