Ein selbst erklärter Islamist aus Pinneberg hat den Gemeindevorstand im Internet angegriffen

Hamburg/Pinneberg. "Einschüchtern lasse ich mich auf keinen Fall." Wolfgang Seibert ist Vorstand der Pinneberger Jüdischen Gemeinde und wird seit Mittwoch auf einer islamistischen Internetseite bedroht. Er sei ein "dreckiger Jude", heißt es, und unter einem rot durchkreuzten Foto von ihm steht: "Pass auf, dass Allah dich nicht schon straft im Diesseits mit dem Tod." Für Seibert ist das eindeutig eine "akute und schlimme Bedrohung", er hat Strafanzeige gestellt. Die Polizei nimmt die Drohungen ernst. Der Staatsschutz ist eingeschaltet. "Es laufen auch Schutzmaßnahmen", sagte ein Sprecher

Der Betreiber der Seite, der die Drohungen formulierte, nennt sich im Internet Isa Al Khattab. Dahinter steckt Harry M. Er ist in Pinneberg gemeldet, wohnt aber laut seiner Facebook-Seite angeblich in Neumünster. Auf seiner Seite "Islamic Hacker Union" verherrlicht er den Dschihad, feiert islamistische Kämpfer, die im "Heiligen Krieg" etwa in Afghanistan gefallen sind. Ihnen und den Attentätern vom 11. September wünscht er, dass Allah ihnen die höchste Ebene im Paradies gebe. Ins Visier dieses Islamisten geriet Seibert, nachdem er sich zunächst kritisch über das Verständnis des Begriffs Dschihad, also "Heiliger Krieg", in der neuen Moschee der "Muslimischen Vereinigung Pinnebergs" geäußert hatte.

Die Moschee war Ende vergangener Woche im Zusammenhang mit dem Besuch durch den Ex-Rapper Deso Dogg, einem heutigen Islamisten, in die Diskussion geraten. Medien hatten zuvor über einen Auftritt Deso Doggs in Rheinland-Pfalz berichtet, bei dem er den bewaffneten "Heiligen Krieg" und den Märtyrertod verherrlicht hatte. Der Gangsta-Rapper Deso Dogg ist nach eigener Aussage ein ehemaliger Straftäter, wurde wegen schwerer Körperverletzung zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Verfassungsschutz erklärte zudem, dass Islamisten aus Hamburg in der Pinneberger Moschee eine neue Anlaufstätte gefunden hätten. In diesem Zusammenhang forderte Seibert als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde: "Diese Moschee sollte dichtgemacht werden."

Jetzt hat Harry M. die Drohungen veröffentlicht. Direkt unter die Warnung an Seibert hat er ein Video gestellt. Darin sieht man unter dem Titel "Die Strafe Allahs kann dich überall treffen" den tödlichen Einsturz des Gebäudes, in dem eine Hochzeitsgesellschaft ausgelassen feiert. Darunter die Textzeile: "Möge Allah sie vernichten, Amin!" Die Zeile stand ursprünglich unter dem rot durchkreuzten Bild von Seibert, wurde aber inzwischen an einer anderen Stelle platziert.

Der Mietvertrag mit der "Muslimischen Gemeinschaft Pinneberg" soll inzwischen gekündigt sein. Die Moschee bestand erst seit rund einem halben Jahr. Mitglieder der Gemeinschaft distanzierten sich allerdings gestern von den Drohungen gegen Seibert. Zudem wurde zwischen dem Gemeindevorstand und Bürgermeisterin Kristin Alheit ein runder Tisch vereinbart, in dem die derzeitigen Spannungen ausgeräumt werden sollen.