Ein Kommentar von Joachim Mischke

Eine Schnapszahl und eine Schnapsidee sind schon semantisch nah beieinander. Womit wir direkt im Thinktank der Staatsoper wären. Deren Dramaturgie hat entdeckt, dass die Eröffnung der derzeit fast schon berühmteren Gänsemarktoper im Januar 1678 genau 333 Jahre her ist. Hoch die Tassen, habemus Jubiläum!

Was man an barocken Hamburgensien schon nicht im Spielplan hat, kann man ja mal im Parkett-Foyer durchdiskutieren, so die nächste tolle Idee; bei einer Veranstaltung am Dienstag sollten in zwei Vorträgen Loblieder auf die kulturelle Bedeutung des Hauses gesungen werden. Die Ankündigung versprach auch Ausblicke auf Veranstaltungen zu "333 Jahre Oper in Hamburg" in der Spielzeit 2011/12. Wie schön, jubiliert der Lokalpatriot, Dornröschens Tiefschlaf an der Dammtorstraße hat ein Ende.

Doch ach, auf Nachfrage, was konkret geplant sei, kam als Replik: Interessant wäre wohl vor allem die Diskussion des Abends, die als Beitrag zum aktuellen Diskurs über das Verhältnis von Bürger zu Oper gedacht ist, und weniger die kommenden Programmpunkte. Eine Pressemitteilung zu denen sei nicht geplant, falls man aber die Vortragsmanuskripte möchte, das ginge vielleicht. Na dann bis zum 666., und Glückwunsch zu so viel Geschichtsbewusstsein. Passende Begleitmusik zu dieser Lektion in Musikhistorie schrieb der Gänsemarktoper-Leiter Telemann anno 1728: seine komische Oper "Die verkehrte Welt".