Eppendorf. UKE-Herzchirurg Hermann Reichenspurner, 51, ist Münchner, liebt das Traditionslokal "Zum Franziskaner" und die Weißwurst. Aber er lebt, operiert und forscht seit 2001 im Hamburger UKE. Das hätte jetzt vorbei sein können. Denn das renommierte Münchner Uniklinikum bot Reichenspurner den Lehrstuhl der Herzchirurgie an: zurück zu den Wurzeln, wo Reichenspurner studierte und als Professor begann. Auch finanziell hätte sich der Wechsel wohl gelohnt. Gestern Morgen informierte er seine Mitarbeiter im UKE-Herzzentrum: "Ich bleibe in Hamburg."

Und das, obwohl süddeutsche Unis als großzügiger finanziert und besser ausgestattet gelten. Warum hat er den Ruf nach München abgelehnt? Reichenspurner nennt fachliche Gründe.

Im Hamburger Herzzentrum, das er leitet, arbeiten Kardiologen und Herzchirurgen eng zusammen. Es gibt sogar ein gemeinsames Budget. "Das ist deutschlandweit einmalig", so der Mediziner, der dieses "Hamburger Modell" mit dem UKE-Kardiologie-Chef Prof. Thomas Meinertz aufgebaut hat. Die Folge: Für den Ertrag des Zentrums ist es finanziell egal, ob ein Patient einen Bypass bekommt oder ihm ein Stent eingesetzt wird. So falle die Entscheidung aus rein medizinischen Gründen. In München arbeiten die beiden Herz-Disziplinen organisatorisch getrennt.

Beeindruckt ist der Münchner auch von der Großzügigkeit vieler Hamburger. In sechs Jahren hätten sie vier Millionen Euro für den Förderverein "Herz im Zentrum" gespendet. Ein weiterer Bleibegrund: Das UKE-Herzzentrum sei mit den Unikliniken Kiel und Lübeck vom Bundesforschungsministerium für ein Forschungsprojekt ausgewählt worden, in das jährlich rund vier Millionen Euro fließen. UKE-Chef Debatin sieht in Reichenspurners Entscheidung "auch den klaren UKE-Kurs der letzten Jahre bestätigt".

Weil Reichenspurner in Hamburg bleibt, wurde ihm außerdem zugesagt: eine neue Station mit 20 Betten und ein zweiter Hybrid-Operationssaal mit Katheterausstattung.