Ein Kommentar von Achim Leoni

Wir sollten nicht der Versuchung erliegen, die deutschen Handballer bereits von der WM zu verabschieden. Sie mag groß sein nach der Niederlage gegen Spanien. Und doch: Warum soll ihnen heute gegen den Titelverteidiger Frankreich eigentlich keine Überraschung gelingen, so wie beim Heimsieg vor vier Jahren? Auch damals war die Mannschaft schwach ins Turnier gestartet. Der Erfolg war dann allerdings eine Verkettung glücklicher Umstände. Es wirkten mit: Markus Baur, Kapitän. Christian Schwarzer, Kreisläufer. Das Publikum. Und eine Portion Glück.

Auf nichts von alledem kann die deutsche Auswahl in Schweden bauen. Sie hat das Pech, sich aus der besten Liga der Welt zu rekrutieren und zugleich am Erfolg von 2007 gemessen zu werden. Der Abstieg der Nationalmannschaft aber hatte damals bereits begonnen. Seit dem Abtritt der Generation Gold, mit Spielern wie Schwarzer, Baur, Daniel Stephan und Stefan Kretzschmar, befindet sie sich in steter Suche nach ihrer inneren Mitte.

Als beim Turnier vor vier Jahren die Selbstzweifel begannen, berief Brand Schwarzer nach. Er füllte das Vakuum an Kampf- und Führungskraft aus und richtete die Mannschaft auf. Einen solchen Joker gibt es diesmal nicht. Brand vertraut auf die Selbstheilungskräfte, dieses Vertrauen aber scheint aufgebraucht zu sein, mehr noch: Was in Brands 14 Amtsjahren undenkbar war, ist nun offenbar eingetreten - Chef und Führungskräfte gehen auf Distanz. Ein Sieg gegen Frankreich wäre die beste Annäherung. Erwarten darf man ihn nicht.