Die Stadtreinigung sammelt noch bis zum 21. Januar Weihnachtstannen am Straßenrand ein und lässt sie in Tangstedt zu Kompost verarbeiten.

Hamburg. Das Fest ist vorbei, die Tanne liegt am Straßenrand. Und dann? Was wird aus dem Weihnachtsbaum, der vor Kurzem noch unser Wohnzimmer schmückte? Das Abendblatt begleitete einen der Sondertransporte der Stadtreinigung, die noch bis zum 21. Januar täglich mehr als sechs Tonnen Christbäume in der Stadt einsammelt.

Eppendorf. Die drei Angestellten der Kolonne, Ralf Cassens, 47, Ewald Elsner, 48, und Ricardo Jauernig, 40, sitzen vorne im Transporter gemeinsam auf einer durchgezogenen Bank. Das Radio läuft leise, und es wird viel gelacht. Dann der erste Stopp neben einem Stapel Tannenbäume. Zwei der Müllmänner, wie sie sich selbst nennen, steigen aus und hieven die Weihnachtsbäume in das Fahrzeug:

"So ein Weihnachtsbaum wiegt im Durchschnitt 20 Kilo, das geht ganz schön auf den Rücken", sagt Ralf Cassens. Im Müllfahrzeug geht der Tannenbaum erst einmal durch eine Presse. Es knackt und knirscht, Tannenduft liegt in der Luft. Nach mehr als einer Stunde geht es in die Kompostanlage Bützberg in Tangstedt. In der sogenannten Anlieferhalle stapelt sich das Tannengrün haufenweise. Doch auch Orangenreste, Kartoffelschalen und Gartenabfall kann man hier finden. "Christbäume können nicht alleine kompostiert werden. Die Mikroorganismen, die für die Kompostierung verantwortlich sind, brauchen schnell abbaubares Material", sagt die Betriebsleiterin Anke Boisch, 51. Sie deutet auf einen Lammettarest: "Das ist nicht erwünscht! Bäume müssen vor dem Abtransport sauber abgeschmückt werden." Die zerkleinerten Tannenstücke von höchstens acht Zentimeter Durchmesser wandern nun, untergemischt im restlichen Bio-Abfall, in die "Rottehalle". Hier findet die eigentliche Kompostierung statt. "Wie ein gekochter Waldboden", beschreibt Boisch den Geruch, der in der Halle vorherrscht. Bei fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit hängen Dämpfe wie Nebelschwaden in der Luft. "So ein Haufen hat bis zu 60 Grad Celsius Eigentemperatur", sagt Boisch und zeigt auf den Kompost.

Durch diese hohe Temperatur sei die "Hygienisierung" - eine Art der Desinfektion - gesichert. Zehn Wochen bleibt der zerkleinerte Bio-Müll in der Halle. Dabei wird er 60 Stunden die Woche von einer riesigen radförmigen Maschine namens "Wendelin" umgewälzt, befeuchtet und belüftet. "So schaffen wir die idealen Bedingungen für die Mikroorganismen und beschleunigen die Kompostierung."

Die Tannen werden zu weichem, luftigen Mutterboden für den Landschaftsbau. Auch Hobbygärtner können den Kompost, lose oder in Säcken verpackt, auf der Kompostanlage oder den 15 Recyclinghöfen der Stadtreinigung kaufen.