46-Jährige stirbt an ihren schweren Verletzungen. Lkw-Fahrer hatte sie übersehen und erleidet einen Schock

Hoheluft-West. Die Frau hatte keine Chance: Der 25-Tonnen-Lastwagen erfasste die 46-Jährige gestern gegen 13 Uhr in Eimsbüttel mit der Stoßstange, stieß sie vom Fahrrad auf den Asphalt und überrollte sie. Der schwere Wagen blieb erst zehn Meter weiter stehen, und für die Frau kam jede Hilfe zu spät. Sie starb noch am Unfallort an den Folgen ihrer schweren Verletzungen. Der 39-jährige Trucker erlitt einen Schock.

Bis in den späten Nachmittag waren Polizisten an der Kreuzung Unnastraße/Im Gehölz beschäftigt, den Unfallhergang nachzuzeichnen. Noch gibt es kein Ergebnis. Dennoch zeichnen sich zwei Varianten ab: Entweder kam die 46-Jährige später als der Lastwagen an der Kreuzung an und erkannte nicht, dass dieser in die Straße Im Gehölz abbiegen wollte. Oder aber der Fahrer des Wagens, der dafür konzipiert ist, sogenannte Mulden oder Abrollcontainer aufzunehmen, übersah die Radfahrerin im toten Winkel seines Fahrzeugs.

Erst Ende Juni war eine Radfahrerin in Billbrook von einem Laster überrollt worden, dessen Fahrer sie beim Abbiegen in Billbrook übersehen hatte. Die Frau hatte Glück, wurde nur leicht verletzt. Unfälle in Hamburg, bei denen Radfahrer getötet wurden, sind im Vergleich zur Gesamtzahl aller Unfälle mit diesen Zweirädern verhältnismäßig selten. 2009 starben sechs Radfahrer, im Jahr zuvor neun. Schuld an Unfällen mit Radfahrern sind zumeist Autofahrer, wie der Verkehrsbericht der Polizei zeigt. Wie oft Lastwagen beteiligt sind, wird nicht erhoben.

Der Fahrrad-Klub ADFC zeigte sich erschüttert über den tödlichen Unfall und kritisierte die Stadt: "Wie in kaum einer anderen Großstadt dominiert in Hamburg der motorisierte Verkehr das Verkehrsaufkommen und das Stadtbild", sagte Dirk Lau, Sprecher des ADFC Hamburg. "Europas Umwelthauptstadt" tue für Menschen, die ohne Auto mobil sein wollten, viel zu wenig.

Er forderte weniger Autoverkehr, vor allem weniger Schwerlaster auf den innerstädtischen Straßen, eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer und stärkere Sicherheitsvorkehrungen für den Güterverkehr. Radverkehr müsse immer nach dem Prinzip "Sehen und gesehen werden" im Sichtfeld des "motorisierten Verkehrs geführt werden, was in Hamburg selten der Fall sei.

Auch Christian Schäfer, Sprecher des ADAC, zeigte sich bestürzt: Er betonte, dass alle Lastwagen ab dem Baujahr 2000 und mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen seit knapp zwei Jahren gesetzlich vorgeschrieben mit Spiegeln ausgerüstet sein müssen, die den toten Winkel ausleuchten. Allerdings müssten diese Spiegel auch richtig eingestellt sein. Radfahrer sollten sich niemals darauf verlassen, gesehen zu werden, sondern vorausschauend fahren und möglichst Abstand halten.