Hamburg. Verbraucherschutz sieht anders aus. Mitten im aktuellen Dioxin-Skandal um Futtermittel, Eier und Schweinefleisch müssen die Hamburger Bezirke wegen der Sparvorgaben des Senats die von der EU geforderten Lebensmittelkontrollen vernachlässigen. Nach Informationen des Abendblatts sind in Hamburg von 64 Stellen derzeit nur 54,8 Stellen besetzt. Der Grund: Die Bezirke müssen freiwerdende Stellen ein Jahr vakant halten, um Geld zu sparen. In einem Brandbrief an die Finanz- und Gesundheitsbehörde rechnete der Altonaer Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) vor, dass er wegen des Personalmangels nur 70 Prozent der Betriebe überprüfen lassen kann. Wenn im März eine weitere Mitarbeiterin in den Ruhestand geht, sinke die Quote noch weiter. Der Bezirkschef forderte die Finanzbehörde auf, zu entscheiden, "ob wir wegen frei werdender Stellen noch weniger schaffen oder die Sparvorgabe einhalten".

Auch die anderen Bezirke können die Arbeit nicht mehr bewältigen. "In Eimsbüttel ist von acht Stellen für Lebensmittelkontrolleure eine unbesetzt", sagte Bezirkschef Torsten Sevecke (SPD). In Mitte müssen 17 Mitarbeiter 5269 Betriebe überwachen. "Wir schaffen nicht mal die Hälfte", sagte Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD). Um die Kontrollen gemäß den EU-Vorgaben durchzuführen, fordert er 17 zusätzliche Stellen. In Bergedorf werden 2000 Betriebe von nur vier Lebensmittelkontrolleuren betreut. "Wir können etwa 40 Prozent der Arbeit erledigen", sagte Bezirksamtsleiter Christoph Krupp (CDU). Es müssten drei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden.