“Technik statt Menschen“ heißt das neue Konzept

Neustadt. Es war eine der spektakulärsten Fluchten aus einem Hamburger Gefängnis: In der Nacht zum 31. Dezember 2007 kletterte der 1,95 Meter große Russe Oleg Buchilov über die Mauern des Untersuchungsgefängnisses (UG) am Holstenglacis. Mit einer Wolldecke überwand er die Rollen aus äußerst scharfem Klingendraht. Zuvor hatte er Teile der Außenwand seiner Zelle in Kleinarbeit entfernt, bis er sich durch das Loch zwängen konnte. Buchilov ist bis heute nicht gefasst.

Nach der Flucht hatte die Justizbehörde eine Sicherheitsanalyse in Auftrag gegeben, die sich mit dem Vorfall und der Sicherheit am UG auseinandersetzte. Und die kam zu einem eindeutigen Schluss: Statt der Wachtürme sollte das bekannte Gefängnis an Planten un Blomen auf moderne Gefängnismauern setzen. Frei nach dem Grundsatz "Technik statt Menschen" wurde jetzt der erste der acht Wachtürme zurückgebaut und durch eine "Sicherheitszaunanlage samt elektronischer Sicherungsmaßnahmen" ersetzt, hieß es aus der Justizbehörde.

Denn Buchilovs Flucht hatte ein äußerst schlechtes Licht auf die Wachmänner in den Türmen geworfen: Das Personal hatte den Alarm, den Buchilov auslöste, als Fehlalarm gewertet und war nicht eingeschritten. Nachts hatte der Russe zudem ungestört Ziegel für Ziegel aus der Wand trennen können, da die Türme in dieser Zeit unbesetzt waren.

Nähere Angaben zu den neuen Mauern wollte eine Sprecherin der Justizbehörde nicht machen, allerdings hatte der damalige Justizsenator Till Steffen (GAL) bereits vor drei Jahren erklärt, die Behörde werde prüfen, ob die Türme durch "glatte Mauern" ersetzt werden, überwacht durch Videotechnik und Sensoren. Moderne Haftanstalten würden überwiegend ohne Wachtürme errichtet, weil sie tote Winkel bildeten, in deren Schutz am ehesten eine Flucht stattfinden könne, sagte Steffen damals.

In den vergangenen Monaten wurde zunächst die neue Sicherheitszaunanlage errichtet, dann der Wachturm und die alte Mauer abgerissen - die aber als Teil des neuen Konzepts wieder aufgebaut werden soll. Nach Turm 8, der bislang nahe des Parkplatzes an der Kreuzung Sievekingplatz/Holstenglacis stand, sollen auch die verbleibenden sieben Wachtürme am Untersuchungsgefängnis weichen. Einen Zeitplan gebe es dafür aber noch nicht und sei von der Haushaltsplanung abhängig.