Tonndorf. Das Foto zeigt ein Mädchen. Es sitzt mit zerrissenen Klamotten in einer Badewanne und hält die Duschbrause wie ein Telefon ans Ohr. "Sie sieht fertig aus", sagt Siebtklässler Karl. "Peinlich ist das", sagt Klassenkameradin Alischa. "Würdet ihr so ein Foto von euch ins Internet stellen?", fragt Lehrerin Valerie Wiedemann die Kinder der Klasse 7. Die schütteln den Kopf. Später entdecken die Schüler das Foto auf Facebook wieder. Das Mädchen heißt Julia Rauheulner. Neben Alter, Adresse, Telefonnummer erfahren die Schüler auch, dass Julia viel Party macht und sich gerne betrinkt.

Das Profil Julia Rauheulner ist ein Fantasieprofil. Es wurde für den Datenschutzunterricht an der Kooperativen Schule Tonndorf erstellt. Zur ersten Stunde der Unterrichtseinheit "Meine Daten kriegt ihr nicht" bekamen die Pädagogen gestern kompetente Unterstützung. Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar nahm am Unterricht teil - und war freudig überrascht. "Klasse, zu sehen, dass sich viele Kinder schon mit den Gefahren des Internets beschäftigt haben." Die erste Datenschutzstunde zeigt Wirkung: "Meine privaten Sachen zeige ich auf keinen Fall mehr überall rum", sagt Nicole. "So was wie Telefonnummer oder Adresse gehören auf keinen Fall ins Internet", weiß Calvin. In den nächsten Wochen wird es in den siebten Klassen an der Stadtteilschule um die Privatsphäreneinstellungen in Netzwerken, um Cybermobbing, Abo-Fallen und Phishing (Password-Fishing) gehen.

Die Initiative "Meine Daten kriegt ihr nicht" ist 2009 als Pilotprojekt an der Gesamtschule Walddörfer gestartet. Anlass war die Erkenntnis, dass das Leben in der digitalen Welt erlernt und geübt werden muss. "Eltern kommen vielfach nicht mehr mit", sagt Schulleiter Martin Brause. Inzwischen liegt die Federführung des Projekts in der Schulbehörde, die es ab sofort allen Hamburger Schulen inklusive Fortbildungen für Pädagogen anbietet. Die Broschüre soll auch als Download erhältlich sein, sobald die Hamburger Datenschutzseite wieder freigeschaltet ist.