Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Valencia oder Triest - da wollte ich mein Auslandsstudium eigentlich verbringen. Spanien und Italien, das sind schließlich Länder, die meiner Heimat wenigstens klimatisch nahekommen. Nur durch Zufall lebe ich nun seit August für ein Jahr in der Hansestadt - und bin hier mittlerweile wider Erwarten sehr heimisch geworden.

Denn auch wenn meine anfängliche Angst vor der Kälte sich dieser Tage ja als nicht ganz unbegründet erweist, so hat Hamburg - abseits des Wetters - seine ganz eigene Quelle von Wärme. Seine ganz eigene Art nämlich, jemanden Teil dieser Stadt werden zu lassen. Und zwar vielfach übers Trinken, vielleicht ja wegen der hiesigen Allgegenwart des Wassers. Jedenfalls schluckt man in Hamburg nicht irgendeine Cola und nicht irgendein Bier, sondern "Fritz" und "Astra". Die Liebe des Hamburgers zu seiner Stadt, sie geht also, wenn auch oft bloß flüssig, wirklich durch den Magen - und das finde ich als Genussmensch sehr sympathisch.

Apropos Genuss: Ich finde es ziemlich lustig, dass ihr Hamburger euch immer und überall einen Döner schmecken lasst. In meiner Heimat ist dieses ach so "typisch türkische" Gericht kurioserweise nämlich bei Weitem nicht so populär wie bei euch.

Wo ich mich übrigens in Hamburg am liebsten aufhalte? Auf dem Kiez! Klar, auch wegen des Feierns. Aber was mich an diesem Ort am meisten fasziniert, das sind die vielen kleinen Bars und Kneipen, die es hier gibt. Die, in denen - ich sag's mal pathetisch - die Aufrichtigkeit am Tresen sitzt. Bodenständige Menschen jeden Alters hocken da, die keine Vorurteile haben, aber eine ehrliche Meinung. Mit diesen Leuten ins Gespräch zu kommen, das genieße ich immer wieder. An Valencia und Triest denke ich in solchen Momenten dann schon längst nicht mehr.

Muhammet Gökhan Örs, 21, studiert Geomatik an der HafenCity-Universität.