Kritik an miserablem Zustand der Notunterkunft. Jetzt können 70 Menschen mit Shuttle-Bus zu einem Heim in Jenfeld fahren

Hamburg. Die Hamburger Sozialbehörde schießt den Bunker am Hauptbahnhof als Obdachlosen-Notunterkunft wieder. Es herrschten dort unzumutbare Zustände bei der Unterbringung. Von heute Abend an sollen stattdessen im ehemaligen städtischen Pflegeheim Holstenhof an der Straße Elfsaal in Jenfeld 70 Plätze eingerichtet werden. Ein Shuttle-Bus soll die Obdachlosen vom Hauptbahnhof abends (16 und 22 Uhr) hin- und am Morgen gegen neun Uhr wieder zurückfahren.

Betreut werden die Obdachlosen in einem Pflegeheim der städtischen Einrichtung Fördern & Wohnen, die auch die Winternotunterkunft an der Sportallee betreibt, wie Behördensprecherin Julia Seifert sagt: "Auch zur Sportallee fährt seit Jahren schon ein Shuttle-Bus, die obdachlosen Menschen haben das angenommen und kennen die Abfahrtzeiten ganz gut."

In dem alten Tiefbunker am Hauptbahnhof hatte die Behörde Anfang Dezember Schlafplätze bereitgestellt, nachdem es plötzlich sehr kalt geworden war. Doch wegen des miserablen Zustands und mangelnder Hygiene hatte es auch immer wieder Kritik gegeben. So hatte die Linke kritisiert, dass die Anlage keine Heizung habe und lediglich als "Erfrierungsschutzraum" bestimmt sei.

Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) wies gestern solche Kritik zurück. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass der Bunker keine Dauerlösung sei und kurzfristig als Schutz gegen die Kälte geöffnet wurde. "Aufgrund des harten Winters haben mehr Menschen unsere Einrichtungen des Winternotprogramms aufgesucht." In Jenfeld sei nun eine Unterkunft gefunden, die Vier- bis Achtbettzimmer sowie sanitäre Einrichtungen und Duschen bietet. Frauen könnten dort in Extrazimmern mit eigenen Duschen schlafen.

SPD und Linke kritisierten allerdings die nach ihrer Darstellung kurzfristige Unterbringungspolitik der Sozialbehörde. Der Wandsbeker SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke bezeichnete das Ausweichen nach Jenfeld als Schnellschuss. Mit einer Kleinen Anfrage an den Senat wolle er nun vor allem wissen, ob die Anwohner des Holstenhofes, wo es überwiegend Einfamilienhäuser gibt, informiert und beteiligt worden seien. Auch der Linke-Politiker Joachim Bischoff kritisierte die Unterbringungspläne. Die "Kehrtwendung" vom Bunker zum ehemaligen Pflegeheim sei nur dazu da, um Kritiker zu beruhigen. Gefragt sei jetzt keine "Flickschusterei", sondern ein Konzept. Tatsächlich nehmen nach Einschätzung der Sozialbehörde in diesem Winter deutlich mehr wohnungslose Menschen das Winternotprogramm an als im Vorjahr. Die Zahl der Plätze in Notunterkünften habe sich dadurch von 200 auf fast 300 erhöht. Oft seien in Hamburg Männer aus Osteuropa von Obdachlosigkeit betroffen. So sei der Bunker am Hauptbahnhof zu zwei Dritteln von Polen, Rumänen oder Bulgaren genutzt worden.