Nach der Ankündigung einer Serviceoffensive hat das Abendblatt im Selbstversuch getestet, ob die Taxifahrer auch als Stadtführer geeignet sind.

Hamburg. Die Qualitätsoffensive der Hansa-Funktaxi-Genossenschaft (211 211) und des Verbandes Taxen-Union Hamburg Hansa hat für politische Reaktionen gesorgt. "Der Vorstoß von Hansa-Taxi ist im Sinne der Kunden sehr wichtig", sagt CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse. An diesen nun gesetzten Maßstäben sollte sich die gesamte Taxenbranche orientieren. Für Hesse steht fest: "Sicher besteht auch mehr Akzeptanz für höhere Taxitarife, wenn der Service stimmt." Auch SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen sagt: "Diese Qualitätsoffensive ist lobenswert. Aber eigentlich wäre es die Aufgabe der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, für mehr Servicequalität zu sorgen."

Wie berichtet, soll jeder neue Fahrer, der für die Funkzentrale mit mehr als 420 angeschlossenen Unternehmen fahren möchte, eine von der Dekra zertifizierte Sonderausbildung absolvieren. Diese sieht unter anderem eine Ausbildung zum Stadtführer vor.

Wie gut kennen Taxifahrer die Hansestadt? Wer kennt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten? Wer weiß, wo die die besten Restaurants, Klubs und Einkaufsmeilen sind? Und wer hat sogar noch Insidertipps parat? Das Abendblatt hat die Stadtführer-Qualitäten der Fahrer in einem Selbstversuch getestet. Geprüft wurden die beiden größten Hamburger Funktaxengewerbe, Taxi Hamburg (666 666) und das Hansa-Taxi (211 211) sowie der unabhängige Taxibetrieb Sadat.

Taxifahrt Nummer 1

Wir steigen am Hauptbahnhof in einen Wagen des Taxi-Betriebs Sadat. Unser Ziel ist das Motel One am Michel. Auf dem Weg liegen Sehenswürdigkeiten wie Binnenalster, Kunsthalle und Rathaus. In dem Taxi riecht es nach Leder. Der Fahrer hat einen südländischen Akzent. Unter dem Vorwand, die Stadt nicht zu kennen, löchern wir ihn gleich nach Fahrtbeginn mit Fragen. Wie sich herausstellt, weiß er gut über Hamburg Bescheid. Er erklärt freundlich, dass die Reeperbahn der beste Ort zum Weggehen sei. "Dort gibt es viele Discos", sagt er. Den Fischmarkt empfiehlt er, um "lecker Fisch essen" zu gehen. Schnell fügt er hinzu: "Den gibt es aber nur sonntags früh." Auf unserer Route deutet er im Vorbeifahren auf das Rathaus, die Laeiszhalle und die Gerichte. Außerdem erklärt er uns, dass der Michel das Wahrzeichen der Stadt sei. "Kennen sie den Altbundeskanzler Helmut Schmidt?", fragt er. "Für seine verstorbene Frau Loki gab es im Michel die Trauerfeier." Wenige Meter weiter endet die Fahrt. Dass er die Kunsthalle auf unserer Tour nicht extra erwähnt hat, sei ihm verziehen.

Taxifahrt Nummer 2

Als Nächstes bestellen wir per Telefon ein Hansa-Taxi. Zehn Minuten später fährt ein Wagen vor. Unsere Tour führt vom Motel One bis zur Kunsthalle. Auf der Fahrt erzählt der redselige Fahrer von den "vielen schönen Seiten" Hamburgs. Auch er preist die Reeperbahn als "Zentrum des Nachtlebens" an. Alternativ legt er uns das Schanzenviertel ans Herz, in dem es eine "lange Straße voller Bars gibt". Dort gingen vor allem am Wochenende viele junge Leute feiern.

Zum Spazierengehen empfehle er die Landungsbrücken und die HafenCity: "Die Speicherstadt muss man unbedingt gesehen haben." Da gebe es auch ein besonderes Museum, in dem "alles ganz klein und genau ist". Auf den Namen "Miniaturwunderland" kommt er gerade nicht. Als wir den Jungfernstieg passieren, zeigt der Taxifahrer auf den Alsterpavillon. "Hier ist das Café Alex. Dort können Sie sehr gut Kaffee trinken gehen und dabei den Blick auf die Alster genießen", sagt er. Das ist kein sehr origineller Tipp, aber es klingt so, als besuche er das Café auch privat gerne.

Weiter geht's. Sicher identifiziert er die Laeiszhalle. Nur bei der Kunsthalle gerät er ins Stottern. Er kann den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Gebäude der Galerie nicht einwandfrei erläutern. "Verdammt. Das habe ich jetzt vergessen", sagt er. Auf Nachfrage sagt er, dass alle Taxifahrer des Unternehmens verpflichtet seien, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt auswendig zu lernen. Das hat unser Taxi-Fahrer getan. Nach der touristisch sehr lehrreichen Fahrt könnte der Gast getrost auf eine Stadtrundfahrt verzichten.

Taxifahrt Nummer 3

Wir rufen den Taxifunk mit der Nummer 666 666 an und bestellen einen Wagen nach St. Georg. Diesmal soll die Fahrt zur Laeiszhalle führen. Auf Fragen nach Sehenswürdigkeiten der Stadt reagiert der Taxifahrer zunächst gelangweilt und wortkarg. "Dahinten", sagte er und nickt in Richtung Alster. Auch die Frage nach beliebten Einkaufsstraßen scheint er eher als störend zu empfinden. "Da halt, da", sagt er gereizt mit englischen Akzent und gestikuliert in Richtung Rathaus "Ich bin doch keine Stadtrundfahrt." Dennoch weiß er einiges über Hamburg zu berichten. Zumindest zählt er die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf. Kurz bevor wir aussteigen, raunt er uns schroff zu: "Lassen Sie sich doch von Bekannten die Stadt zeigen."

Fazit

Die getesteten Taxifahrer kennen sich in Hamburg gut aus und haben durchaus das Zeug zum Stadtführer - doch nicht allen gefällt diese Rolle.