Delegierte schließen Regierungsbeteiligung nicht mehr aus

Altona-Altstadt. Eine kleine Überraschung gab es dann doch noch. Die designierte Spitzenkandidatin der Hamburger Linken, Dora Heyenn, hatte bei ihrer Wahl einen unerwarteten Gegenkandidaten. Gefährden konnte das die 61-jährige Fraktionschefin jedoch nicht. Mit 94 von 114 Stimmen (82,5 Prozent) setzte sie sich klar gegen den unbekannten Afrasan Adamawan durch, der zwölf Stimmen erhielt. "Ich freue mich über das Ergebnis und werde meinen engagierten Wahlkampf fortsetzen", sagte Heyenn gestern auf der Landesvertreterversammlung in der Louise-Schröder-Schule in Altona. Die Listenplätze 2 und 3 gingen an die Bürgerschaftsabgeordneten Joachim Bischoff (103 von 114 Stimmen) und Christiane Schneider (95 von 112). Die Sprecherin der Linksjugend, Christin Bernhold, die sich klar hinter die umstrittenen Kommunismus-Äußerungen von Parteichefin Gesine Lötzsch gestellt hatte, setzte sich gegen vier Kandidaten auf Platz 7 durch.

Am Sonnabend kurz nach 23 Uhr hatten die mehr als 100 Delegierten auf ihrem Landesparteitag das Wahlprogramm mit drei Gegenstimmen beschlossen. Zuvor arbeiteten sie in einer gut zehnstündigen Debatte etwa 80 Änderungsanträge in den Programmentwurf ein. Inhaltlich wollen die Linken, die 2008 mit 6,4 Prozent erstmals in die Hamburger Bürgerschaft eingezogen sind, für die Bekämpfung der Armut, bezahlbare Mieten, die Abschaffung der Studien- und der Kita-Gebühren sowie eine einnahmeorientierte Finanzpolitik kämpfen.

Besonders hart gingen die Redner auf der zweitägigen Veranstaltung, bei der auch die Parteivorsitzende Lötzsch und der Chef der Bundestagsfraktion Gregor Gysi sprachen, mit der SPD und ihrem Spitzenkandidaten Olaf Scholz ins Gericht. Allerdings lehnte die Mehrheit der Delegierten es ab, bereits im Wahlprogramm eine Regierungsbeteiligung auszuschließen.