Die kleine Münze des Alltags hatte in den Weihnachts- und Neujahrsansprachen der großen Politik Konjunktur. Bundespräsident Wulff lobte "Menschen, für die Menschlichkeit wichtig ist". Und Bundeskanzlerin Merkel ermunterte Menschen, die mit ihren Ideen die Mitmenschlichkeit fördern, diese auch umzusetzen: "Geht nicht, gibt's nicht." Prima so! Denn solche Ermunterungen sind viel besser als tausend gute Vorsätze zum Jahreswechsel.

Auch der Apostel Paulus hat ein ganzes Kapitel seines Briefes an die Gemeinde in Rom darauf verwandt, sie mit guten Beispielen zu ermuntern. Am Ende dieses zwölften Kapitels fasst er seine Ausführungen programmatisch zusammen: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." Ein Vers, der für uns Christen 2011 als Jahreslosung, als selbst gewählter Leitspruch, besonderes Gewicht hat.

Ob es mir immer gelingen wird, dieses zu beherzigen, weiß ich nicht. Doch gleichzeitig glaube ich, dass dieser Weg die einzige Möglichkeit ist, um die Welt zum Positiven zu wandeln. Nur indem wir das Gute tun, nur mit der Liebe zum Nächsten, können wir die Welt verändern. Es mit Gewalt zu versuchen hieße, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Denn Gewalt, so hat Martin Luther King es einst beschrieben, "erzeugt genau das, was sie zu zerstören sucht. Statt das Böse zu verringern, multipliziert sie es". Erfreulich also, dass es viele Menschen gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, in ihrem Umfeld Gutes zu tun und so das Böse zu überwinden. Sie sind meine Vorbilder für das ganze Jahr - weit über Weihnachts- und Neujahrsreden hinaus.

Es gilt aber auch: Was in der kleinen Münze des Alltags richtig ist, ist ebenso richtig in der großen Münze der Politik. Auch sie sollte versuchen, das Böse mit dem Guten zu überwinden, statt z. B. auf eine Außenpolitik zu bauen, die zunehmend auf militärische Stärke, auf Gewalt, setzt. Es braucht das Gute, um das Böse oder das Falsche zu überwinden. Das gilt im Kleinen wie im Großen.

Paulus hat für uns eine Spur wie im frischen Schnee gelegt. Wir brauchen dieser angelegten Loipe nur zu folgen. Die Welt würde eine bessere. Das Jahr 2011 kann ein gutes werden.

propst.melzer@kirchenkreis-hhsh.de