Die Behörde übernimmt nach dem Bericht die Miete für ein größeres Haus. Bisher leben die Behrens zu elft in einer Vier-Zimmer-Wohnung.

Billstedt. So schnell kann es gehen. Gestern berichtete das Hamburger Abendblatt über die elfköpfige Familie Behrens, die derzeit in einer Vier-Zimmer-Wohnung wohnt und zum Februar in ein größeres Einfamilienhaus zur Miete ziehen könnte. Doch das Jobcenter (ehemals Arge) lehnte den Antrag der Arbeitslosengeld II beziehenden Eltern auf Übernahme der Wohnkosten ab. Die Begründung: Da das Haus 1949 erbaut wurde, wären maximal 959,92 Euro Kaltmiete dafür angemessen und nicht die geforderten 1200 Euro.

Gestern Nachmittag erhielt der Fachanwalt für Sozialrecht, Dr. Jörn Lütjohann, den die Familie engagiert hatte, dann plötzlich ein Fax des Jobcenters Rahlstedt.

Darin stand, "dass die Nettokaltmiete in Höhe von zurzeit 1200 Euro, zuzüglich der tatsächlichen Betriebs- und Heizkosten, bei der Berechnung der Leistung nach dem SGB II berücksichtigt wird". Lütjohann informierte sofort die Familie. "Wir haben alle Freunde und Verwandten angerufen und ihnen die freudigen Neuigkeiten erzählt", sagt Tochter Angelique, 16. Momentan teilt sie sich noch ein Zimmer mit ihren beiden Schwestern und ihrer sechs Monate alten Nichte Cecilia.

Aber das ändert sich bald. "Die Älteren bekommen jetzt alle ein eigenes Zimmer", sagt Mutter Manuela Behrens, 53. Schließlich sei Privatsphäre ab einem bestimmten Alter sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder. In Gedanken packt Manuela Behrens bereits die Umzugskartons. Erst jetzt traut sie sich, konkrete Pläne zu machen, dabei war sie bereits zuvor optimistisch, dass eine Lösung für das Problem gefunden wird. "Seit Herr Lütjohann sich um uns gekümmert hat, war ich zuversichtlich", sagt sie. Dem Anwalt lag der Fall der Familie besonders am Herzen. "Ich habe selbst sieben Geschwister und weiß, wie schwer es für Großfamilien ist", sagt er. Er habe sich bewusst dafür entschieden, sich auf Sozialrecht zu spezialisieren, um Menschen wie den Behrens zu helfen. "Wir haben den Fall geprüft und festgestellt, dass an dem Haus massive Umbauarbeiten vorgenommen wurden", sagt Julia Seifert, Sprecherin der Sozialbehörde. Dadurch sei das Haus auf einem Stand wie ein im Jahr 2009 erbautes, womit eine Kaltmiete von 1200 Euro angemessen sei.

Der erste Schritt zum größeren Zuhause für die Großfamilie ist also getan. Trotzdem ist der Einzug in das Haus erst sicher, wenn Mieter und Vermieter den bereits vorhandenen Vertrag unterschrieben haben. "Aber wir würden diesen ganzen Aufwand ja nicht betreiben, wenn die Familie für uns nicht infrage käme", sagt der Verwalter des Mietobjekts. Er betont aber, dass sich momentan alles noch in der Schwebe befinde. Die Größe der Familie war bei der Entscheidung über potenzielle Mieter kein Thema. "Wenn die Leute ordentlich sind, sind uns Hautfarbe, Herkunft und Anzahl der Kinder egal."